Gelegentlich verwischen sich auf der Leipziger Buchmesse meine Identitäten. Jeder Mensch hat bekanntlich mehrere: Je nach dem, wo man sich aufhält und mit wem man spricht, ist man ein anderer Mensch. Mal Sohn und Familienmitglied, mal Angestellter und Firmenangehöriger, mal Privatmensch und guter Freund.
Bei mir ist es so, dass ich an einem Stand auf der Leipziger Buchmesse sitze und über Bücher rede, die nicht von mir geschrieben worden sind, sondern von fleißigen und kreativen Autoren. Eine dünne Wand trennt mich in solchen Fällen von meiner anderen Identität: Direkt nebenan ist das Archiv der Jugendkulturen, in dem die Kurzgeschichtensammlung »Zwei Whisky mit Neumann« und meine zwei Romane um »Peter Pank« erschienen sind.
In früheren Jahren kam es immer wieder vor, dass junge Punks eines meiner Bücher kauften und dann zu unserem Stand geschickt wurden. »Da sitzt der Autor, der gibt euch ein Autogramm.« Dann standen jugendliche Irokesenträger, die dreißig Jahre jünger waren als ich, vor mir und hielten mir eines meiner Bücher vor die Nase, sichtlich ein wenig eingeschüchtert von meinem Anzug.
Im Jahr 2012 blieb das bisher aus. Aber ich genieße es, einige Meter nach links oder rechts zu gehen: Beim Archiv der Jugendkulturen rede ich über Szene und Punkrock, beim Golkonda-Verlag spreche ich privat über Science Fiction und dergleichen. Die Buchmesse ist dann viel privater ...
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