Das älteste Bild von dem Haus, in dem ich großgeworden bin, ist leider undatiert. Es dürfte um 1930 aufgenommen worden sein, wenn man nach der Familie geht, die sich stolz vor dem Haus gruppiert hat.
Der kräftige Mann mit Schnauzbart und in Zimmermannskluft müsste mein Großvater sein, den ich nie kennengelernt habe, und der kleine blonde Junge, der vor ihm steht, müsste mein Vater sein. Daneben stehen zwei Frauen, eine davon mutmaßlich meine Großmutter, sowie zwei Mädchen, eines davon wohl meine Tante. Wer die jeweils andere Frau und das andere Mädchen sind, geht aus dem Bild leider nicht hervor.
Das Haus sieht extrem einfach aus. Teilweise erkennt man das Fachwerk und die dazwischen gemauerten Steine, an den Stellen nämlich, wo die Bretter fehlen, die schlicht darüber genagelt worden sind. Die Lage der Fenster und der Aufbau des Daches waren damals schon so, wie sie heute noch sind, und auch die wuchtigen Sandsteine, auf denen das Haus steht, sind dieselben geblieben.
Aus der Küche führt ein Rohr in einen Holzzuber, der vor dem Haus steht; eine primitive Stromleitung führt an der Stelle ins Haus, wo vierzig Jahre später mein Kinderzimmer war. Und die Hausnummer 150 – damals wurden die Häuser im Dorf schlicht durchnumeriert, und niemand dachte daran, die Häuser in den Straßen zu numerieren – ist auf einem Holzschild angebracht.
Schaue ich mir das Bild an, wird mir wieder einmal klar, warum eine meiner frühesten Erinnerungen an das Haus ist, dass darin gearbeitet wurde. Meine Großeltern und meine Eltern haben ununterbrochen geschuftet, um aus der »Bretterbude« ein Wohnhaus zu machen; auch ich habe unzählige Arbeitsstunden hineingesteckt. So etwas gibt man nicht leichtherzig her.
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