Die Teamtagung war vorüber, zumindest der wichtigste Tag; während die Kollegen bereits ins Bett gegangen waren, folgte ich meinem Bewegungsdrang. Ich spazierte durch St. Martin, das Dorf in der südlichen Pfalz, in dem wir uns für diese eine Nacht einquartiert hatten.
Außer mir war niemand unterwegs, meine Schritte hallten von den schönen Fachwerkhäusern entgegen. Ich bummelte durch die beleuchteten Straßen, kam irgendwann an den Rand des Dorfes und ging einige Dutzend Meter einen Weg entlang, der in die Weinberge führte.
Dort blieb ich stehen und schaute auf das Dorf hinunter. Im Hintergrund leuchtete das Hambacher Schloss, unter mir glommen einige Lichter, am Himmel sah ich die Sterne in einer Klarheit, die ich in Karlsruhe gelegentlich vermisste. Dann ging ich weiter. Allein wie bisher.
Später traf ich ein Paar, beide um die dreißig. Der Mann und die Frau führten ihren Hund aus; sie blieben abwartend stehen, als ich näher kam, und gingen dann rasch in eine Seitenstraße, als ob sie mir ausweichen wollten.
Erst am nächsten Tag wurde mir klar, was ich eigentlich veranstaltet: Ich ging allein durch ein stilles, dunkles Dorf, mitten auf der Straße und mit schwarzen Klamotten am Leib, eine dunkle Mütze auf dem Kopf und die Hände wegen der Kälte in die Jackentasche gestopft. Wahrscheinlich hatte ich auf die Leute gewirkt, als sei ich ein Triebtäter oder sonst ein Verbrecher, der gerade aus einem Horror-Film entsprungen war ...
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