Mit seinen musikalischen Projekten vollzog Karl Nagel in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre den Wechsel von Punk zu Hardcore nach: zuerst die Alten Kameraden und Preußens Gloria, dann Morbid Outburst und zuletzt Militant Mothers. Jede dieser Bands war auf ihre Art gut, am besten gefiel mir Morbid Outburst – und die Militant Mothers waren am Rand dessen angesiedelt, was man als »normal« im Punk- und Hardcore-Sinn ansehen könnte.
Das belegt sehr schön die Langspielplatte »Dream Trash Live«, die ich dieser Tage mal wieder anhörte. Sie kam 1991 raus, wurde live in der »Glocksee« in Hannover aufgenommen und enthält unter anderem intensive Live-Versionen von »The Acid Of Life«, dem Titelstück dieser gleichnamigen Platte.
Karl Nagels mal hektischer, mal abgedrehter Gesang trägt die Aufnahmen; dazu kommen eine verzerrte Gitarre, ein häufig verschleppter Schlagzeug-Rhythmus und generell Melodien, die im Punk eher untypisch sind. Anfangs der 90er-Jahre war der sogenannte JazzCore nicht gerade eine Welle, aber es gab eine Reihe von Bands, die sich an den Grenzen von Punk und Hardcore aufhielten – die Militant Mothers gehörten dazu.
Live war die Band ein Kracher, da gibt es nichts. Auf Platte ist es durchaus anstrengend, aber beim zweiten und dritten Anhören entdecke ich wieder, wie ungewöhnlich und irgendwann mitreißend sie ist. Weit entfernt vom Uffta-Uffta-Punk, aber eben noch lange kein »Alternative-Rock« oder anderer 90er-Jahre-Schmodder.
Von der Attitude her ist das immer noch Punk, aber eben kein »normaler«. Im Rückblick eine gute Platte – sie gibt die Energie der Band gut wieder.
Übrigens wurde die »Dream Trash Live« richtig toll gestaltet: Meine Version steckt in einer Hülle aus dünnem Blech, die besprüht wurde und deren Farbe bei unsachgemäßer Behandlung abbröckelt. Für echte Plattensammler ist das eine Herausforderung – aber die hören die Musik eh nicht an, sondern lassen das ganze als Kunstwerk im Schrank stehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen