Mein Vater fotografierte in den 60er Jahren richtig gern. Er hatte eine kompliziert aussehende Kamera, die er sich vor den Bauch halten musste, um oben in sie hineinzuschauen; damit sah er das, was er fotografieren wollte, gewissermaßen verkehrt – das war damals wohl üblich. Ich erinnere mich an viele Momente, in denen er so seine Fotos schoss.
Manchmal sitze ich aber ratlos vor alten Bildern und kann nicht genau sagen, von wann sie sind. So halte ich ein Schwarzweiß-Foto in den Händen: Vier Frauen gehen spazieren, sie schieben einen dieser altmodischen Kinderwagen mit dünnen Rädern. Die Straße ist ohne Autos, auf der einen Seite stehen Einfamilienhäusern hinter Vorgärten, auf der anderen Seite erstreckt ich eine Streuobstwiese. Schönes Landleben. Im Hintergrund schiebt ein kleiner Junge einen Kinderwagen mit einem noch kleineren Kind.
»Spaziergang in Gaggenau«, schrieb meine Mutter auf die Rückseite des Fotos. »Im Hintergrund Klaus mit Andrea.«
Das bin ja ich! Auf diesem Foto hätte ich mich nicht erkannt. Immerhin hilft diese Aussage und die Tatsache, dass es meine Schwester und ich sind, das Datum einzugrenzen: dürfte 1967 sein.
Alte Bilder anzugucken ist manchmal ein kleines Detektivspiel. Eines, bei dem man auch ein wenig traurig wird ...
1 Kommentar:
Keine Sentimentalitäten... sei lieber dankbar für den Mantel des Vergessens.
Gaggenau ist die völlige Ödnis, ich spreche aus Erfahrung... habe bis vor kurzem 7 Monate dort gearbeitet.
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