15 November 2008

Bunte Punkrock-Mischung


Die jahrelange Ausbildung Mannheimer Jung-Punks in der »Pogopresse« und in den Kaderschmieden der APPD während der 90er Jahre hat offensichtlich gewirkt: Das Fanzine Punkrock! gehört zu den erfreulichsten Publikationen hierzulande, die »Punks und Bundesgenossen« (ich liebe diese 80er-Jahre-Formulierung, weil sie halt mittlerweile wieder optimal auf mich zutrifft) ein gerüttelt Maß an Unterhaltung und Information spendieren. Die aktuelle Ausgabe 7 beweist das aufs Vortrefflichste.

Da gibt's Interviews unter anderem mit den göttlichen Gewapend Beton aus Holland, die auch auf dem Cover zu bewundern sind, mit den Crimson Ghosts aus Köln oder der mir unbekannten Band Obtrusive aus Ravensburg. Bücher und Fanzines werden durchgeharkt, und launige Bemerkungen finden sich überall.

Historisch und durchaus punk-kritisch wird's in einem Artikel, der die Bands anguckt, die sich auf den Film »A Clockwork Orange« beziehen, oder in einem hervorragenden Rückblick auf Public Image Ltd., der mir nach geschlagenen 25 Jahren endlich mal die Augen darüber öffnete, warum die Platten der Band so überhaupt nicht zusammen passen.

Die Band SS-Kaliert (Scheißname, cooles Aussehen) darf über ihre Japan-Tour berichten (total strange ...), die Stage Bottles feiern 15 Jahre, Jan Off lästert wundervoll über das Punkrock!-Team, und natürlich werden auch versoffene Erlebnisberichte von Festivals abgedruckt. Sehr schön, sehr vielfältig, bingo!

Übrigens merkt man die Vielfalt im Autorinnen- und Autorenteam auch bei den Plattenbesprechungen; hier herrscht weder stilistische noch geschmackliche Einöde. Skapunk findet der eine scheiße, der andere klasse, dasselbe gilt für Hardcore oder Deutschpunk; entsprechend fröhlich mischen sich gnadenlose Verrisse und subjektives Hochjubeln.

Das mit 100 Seiten richtig fette Fanzine kann für unschlagbare zwoeinhalb Euro bei allen einschlägigen Mailordern bestellt werden, sicher ebenso bei Konzerten und natürlich direkt über die Homepage. Lohnt sich, tut das!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der einfallslose Name lädt schonmal nicht dazu ein, es sich zu bestellen (und den Titelbildern fehlt es auch am gewissen Etwas). Wie sieht es mit der Gestaltung aus? Wie ein Fanzine (was die Pogopresse nur bis einschließlich der Ausgabe mit dem Pestpocken-Interview tat), also trashig und geschnipselt, oder sieht das Teil so ausladend aus wie die Pogopresse ab der Ausgabe nach der genannten?

Enpunkt hat gesagt…

Das Layout ist schon recht modern, sprich mit Computer gemacht; mir gefällt's trotzdem. Ob ein Heft mit Farbcover und vielen Anzeigen noch dem klassischen Fanzine-Image entspricht, ist natürlich eine Frage des Standpunktes: Ich würde sagen, das Punkrock! ist eindeutig ein Fanzine, das aus niedrigen Beweggründen der Ego-Befriedigung (harhar) gemacht wird ...