01 Dezember 2005

Obdachlose

Es ist kein Spass, obdachlos zu sein, weder in Deutschland noch sonstwo. Mal ein bisschen einen "auf Platte machen", wie das zumindest in den 80er Jahren einige Punks fuer zwei, drei Wochen oder auch Monate taten, ist damit nicht vergleichbar.

Und in den Vereinigten Staaten, dem Land Of The Free, gleich zweimal nicht. "Free" heisst hier halt anscheinend, dass man fuer sich selbst sorgen muss - auf Teufel komm raus.

In den Strassen von San Francisco wimmelt es von Obdachlosen. Auch in Los Angeles sah ich sie, aber da war das Wetter trocken und warm, also habe ich es nicht als so schlimm empfunden. In San Francisco aber nieselt es oder es geht ein kalter Wind.

In der Innenstadt gibt es keinen Eingang zu einem Ladengeschaeft, in dem nicht jemand schlaeft. Bettelnde Obdachlose trifft man auf Schritt und Tritt; ich habe mir angewoehnt, jetzt immer mein Kleingeld in der Hand zu behalten, um es gleich verschenken zu koennen, und beruhige damit ein wenig mein Gewissen.

Obdachlose durchwuehlen die Muelltonnen, vor allem nachts. Sie heben herumstehende Coladosen und halbleere Saftflaschen auf, schuetteln sie, riechen daran, trinken dann vorsichtig einen Schluck. Sie riechen streng, und sie haben aufgerissene Gesichter.

Und manche von ihnen scheinen auch psychisch gestoert zu sein. Da ich ja mit oeffentlichen Verkehrsmiteln unterwegs bin, sehe und rieche ich sie im Bus. Man koennte daraus sicher die eine oder andere Obdachlosen-Komoedie machen; es sind manchmal schon bizarre Handlungen, die ich beobachten kann.

Aber: Es ist kein Spass, obdachlos zu sein.

Nirgends.

Und schon gar nicht in den Vereinigten Staaten.

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