Das El Rio liegt im von Mexikanern und anderen Latinos bewohnten Gebiet Mission, einige hundert Meter von der BART-Station (das ist hier die fixe U-Bahn) entfernt. Auf der Strasse lungern einige eher duester aussehende Gestalten herum, dafuer trifft man weniger Obdachlose an.
Im Prinzip besteht das El Rio aus zwei schlauchartigen langen Raeumen, die beide in einem Patio, also einem Innenhof enden. Der eine Raum ist die Kneipe, mit einer langen Bar, einem Billard-Tisch und so einem seltsamen Spielgeraet, auf dem man irgendwelche kreiselnden Dinge hin- und herschiebt. Es ist eine richtige Abfuellstation, bei der sich die Barkeeper bemuehen, den Gaesten fiese Cocktails einzuschenken. Als Biertrinker falle ich geradezu auf.
Der andere Raum ist der Konzertraum, nicht groesser als ein piefiges Jugendzentrum in der sueddeutschen Provinz. Im Patio gibt es einige Heater, die ein wenig Waerme in die eiskalte Luft blasen, der Rest des El Rio ist eiskalt. Und dank offener Tueren in allen Richtungen mit Durchzug ausgestattet.
Kein Wunder, dass alle mit Maenteln herumstehen, manche sogar Muetzen auf- und Handschuhe anhaben. Ich komme mir nicht vor wie auf einem Punk-Konzert, sondern eher auf einem Treffen anonymer Alkoholiker. Punks gibt es keine zu sehen, nur ein Typ sieht ein wenig aus wie die New York Dolls vor rund 30 Jahren.
Mir geht es an desem Samstag abend, 3. Dezember, nicht besonders gut, weil ich mir auf der Faehre wohl eine Erkaeltung geholt habe. Lange ueberlege ich im voraus, ob ich ueberhaupt aufs Konzert gehen soll. Der Anblick der schnell trinkenden Gaeste in dem eisig kalten Schlauch vertieft meine Ueberlegung.
Nach langer Wartezeit beginnen Nagg. Drei Langhaarige an den zwei Gitarren und am Bass, ein Schlagzeuger mit kurzen Haaren, eine ziemlich cool aussehende Saengerin mit langen rotblonden Haaren: Die fuenf geben sich redlich Muehe, den rund 100 Leuten einzuheizen, die Saengerin ist hinterher auch voellig verschwitzt. Musikalisch gibt es im Prinzip Punk-Rock im Sinne des Jahres 1975 oder frueher, also eher The Stooges oder The Dictators als sonst was. Nagg spielen viele Cover-Versionen, was dann wie derb gepielter Rhythm'n'Blues klingt, und einige eigene Stuecke, die ganz gut sind.
Die naechste Band besteht aus vier Langhaarigen und liefert derben Underground-Rock, der ueberhaupt nicht punkig ist, aber schwer bollert. Einige Leute im Publikum bewegen sich immerhin, aber die Hardrock-Show auf der Buehne empfinde ich als ueberzogen. Sieht auch aus wie MC 5 und Konsorten, wie eine Mischung aus ruepelig-stumpfen Black Sabbath und The C*nts also. Nun ja.
Ich gehe, weil mir kalt ist und langweilig wird. Dann doch lieber "Batman" in der Glotze angucken, Jack Nicholson als Joker ist einfach cooler.
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