27 Dezember 2005

Zeichen und Wunder?

Zwischen den Feiertagen scheint auch das widerliche Pack, das uns regiert, stellenweise zu Vernunft zu kommen. »Wer stärkere Schultern hat, soll mehr tragen als jene mit den schwachen Schultern.« Das sagt ausgerechnet Volker Kauder, der Chef der CDU-Bundestagsfraktion, die in den letzten Jahren viel Freude dabei hatte, in Sachen Gesundheit die Arbeitnehmer stärker zu belasten, um den Gewinn der Unternehmen weiter zu erhöhen.

Setzt etwa ein Umdenken ein? Erkennen die Regierenden, daß ihre Politik zu mehr Frust führt? Gibt es etwa so etwas wie eine neue Moral?

Im Finanzfachblatt »Bild« äußert sich gar Bundeswirtschaftsminister Michael Glos – der Mann von der CSU – zu Lohnerhöhungen und zur Binnenkonjunktur. Verblüfft stellte ich dabei fest, daß der Mann anscheinend einige Fachausdrücke beherrscht. (Damit hat er wahrscheinlich mehr Ahnung von seinem Metier als beispielsweise der amtierende Umweltminister von der SPD, der offensichtlich nur das weiß, was er bei seiner Zeit als Lobbyist der Autoindustrie gelernt hat ...).

»Wesentliche Teile unserer Wirtschaft wie Einzelhandel und Handwerk sind auch auf kaufkräftige Nachfrage angewiesen. Die Menschen müssen deshalb für gute Arbeit gutes Geld verdienen und es dann auch ausgeben können.« So argumentiert Michael Glos.

Neue Einsicht? Weihnachtlicher Glückstaumel? Das Schielen auf Wählerstimmen?

Oder nur ein Versehen?

Ausgerechnet die Kölner Frohnatur von der SPD, die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (Angelas beste Waffe gegen die Sozialdemokraten), stellt die Verhältnisse heute wieder klar: »Jeder will mehr Geld haben. Die Patienten wollen alles finanziert haben, auch wenn nicht sicher ist, ob es wirklich nutzt.«

Na also. Alles klar. Die Patienten sind schuld. Und ich bin erleichtert: Politiker schwätzen wie gehabt, alles nur ein weihnachtliches Versehen ...

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