Erstaunlicherweise bekommt der Roman auf einschlägigen Portalen gar keine guten Besprechungen. Offensichtlich sind Geschmäcker wirklich so verschieden, wie es im Allgemeinen immer heißt – oder ich bin besonders trivial und kann gut und schlecht nicht mehr auseinanderhalten.
Der Anfang des Romans ist ziemlich krachig: Eine grausig verstümmelte Frau wird in einer Kirche aufgefunden, und ein Hauptmann der Kriminalmiliz muss herausfinden, wer den Mord begangen hat. Recht schnell stellt er fest, dass der Mord eine politische Brisanz hat und er sich auf höchst gefährlichem Grund bewegt.
Der Roman spielt im Jahr 1936, also mitten in der stalinistischen Zeit. Säuberungswellen erschrecken die Menschen, immer wieder werden harmlose Bürger in Lager geschickt. Der Geheimdienst spielt seine eigenen Spiele – und ausgerechnet in diesem System muss der Polizeibeamte ermitteln.
Letztlich geht es um eine besonders wertvolle Ikone, die von Schmugglern außer Landes geschafft werden soll. In einer Zeit, in der christliche Heiligtümer in den Augen der Partei als gefährlich gelten und schon ihr Besitz strafbar ist, verweben sich auf einmal unterschiedliche Interessen ...
Ich fand »Russisches Requiem« spannend und mitreißend; die Figur des ermittelnden Polizisten kam mir sehr glaubhaft vor. Der Krimi verzichtet auf ausufernde Brutalität, macht aber schon klar, wie menschenverachtend das System ist, in dem sich alle Figuren bewegen.
Der Roman ist bei Heyne vor drei Jahren als Hardcover und vor zwei Jahren als Taschenbuch erschienen; er ist in beiden Versionen noch lieferbar und über Versender teilweise als Remittende preisgünstig zu erhalten. Wer Spaß an einem packenden Fall hat, der vor nicht alltäglicher Kulisse spielt, sollte mal in den Roman reinlesen – auf der Randomhouse-Verlagsseite gibt's eine kostenlose Leseprobe.
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