15 Dezember 2013

Durchbiss oder Förderung

Als ich zwölf Jahre alt war, hatte ich die öffentliche Bibliothek im Dorf durch. Die Leute machten sich Sorgen. Ob es denn überhaupt gut sei, wenn »der Bub so viel« lese? Als ich 15 Jahre alt war und meine ersten Kurzgeschichten schrieb und in Fanzines veröffentlichte, fand man das seltsam; in der Verwandtschaft wurde über den seltsamen Jungen diskutiert.

Bei unserem diesjährigen Herbstseminar in Wolfenbüttel hatten wir nun eine Teilnehmerin, die gerade einmal 15 Jahre alt war. Sie hatte das Seminar gewissermaßen zum Geburtstag geschenkt bekommen, und ihr Vater begleitete sie.

Das finde ich großartig, hier wird ein Talent – und Talent hatte das Mädchen – eindeutig gefördert. Man wirft der Teilnehmerin keine Steine in den Weg, sondern unterstützt sie bei ihrem Ziel, schriftstellerisch tätig zu sein.

Andererseits muss ich meiner Verwandtschaft eigentlich dankbar sein. Weil alle das doof fanden, was ich machte, musste ich mich jahrelang durchbeißen. Wer in einem bildungsfernen Familienumfeld versucht, eigene Texte zu schreiben, weiß danach immerhin, dass er eine gewisse Besessenheit mit sich bringt.

Durchbeißen über Jahre hinweg kostet zwar Nerven, aber stählt sie zugleich. Eine halbwegs korrekte Förderung halte ich dennoch für sinnvoller, und mir hätten damals irgendwelche Seminare und wertschätzende Kritiken nicht geschadet ...

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