In einer hervorragenden Edition brachte der Splitter-Verlag in den Jahren 2009 bis 2011 die zehn »Comanche«-Bände heraus, die von dem Texter Greg und dem Zeichner Hermann stammten. Sie alle bewiesen, wie wegweisend und wie herausragend die klassische Western-Serie seit den siebziger Jahren war – und noch nie zuvor waren diese Comics im deutschsprachigen Raum mit so viel Liebe und auf so hohem Niveau präsentiert worden.
Bereits bei dieser Veröffentlichung kam die Frage auf, ob Splitter die Serie nach den ersten zehn Bänden fortsetzen könnte. Hermann stieg nach dem zehnten Abenteuer aus, danach zeichnete Michel Rouge ab den 90er Jahren die Serie. Seit dem Tod des Erfinders und jahrelangen Texters Greg im Jahr 1999 gibt es auch einen neuen Autor.
Mit dem elften Band der »Comanche«-Reihe liegt seit einiger Zeit der erste Band des Kreativduos Greg und Rouge vor. Die Ausstattung ist hochwertig wie immer: Der herausragend gedruckte und hergestellte Hardcover-Band beweist, wie schön man Comics präsentieren kann.
Auch inhaltlich weiß »Die Wilden«, so der Titel des Bandes, zu überzeugen: Im Prinzip handelt es sich um einen knalligen Action-Reißer, in dem viel geschossen und gestorben wird. Red Dust, der eigentliche Held der »Comanche«-Reihe, wird erneut von seiner Vergangenheit eingeholt. Drei Gangster kommen in das Gebiet von Greenstone Falls, die ihn von früher her kennen – er war in seinen jungen Jahren selbst als Desperado unterwegs. Es kommt zu einem harten Kampf, in dessen Verlauf am Ende die Guten siegen, wenngleich nicht ohne Verluste ...
Die Story ist vergleichsweise schlicht und setzt auf Action; als Autor hatte Greg in den 90er Jahren den Zenit seines Schaffens überschritten. Es handelt sich bei diesem Band sicher nicht um das beste »Comanche«-Abenteuer; spannend und abwechslungsreich ist es trotzdem.
Michel Rouge ist ein hervorragender Zeichner, der sein Talent bereits in der Serie »Marshal Blueberry« unter Beweis stellen konnte. Bei »Die Wilden« fällt er ein wenig hinter die Leistungen des Großmeisters Hermann zurück – das war auch nicht anders zu erwarten –, vermag aber dennoch mit seinem realistischen Zeichenstil zu überzeugen.
Seien wir fair: »Die Wilden« ist gelungene Western-Unterhaltung, die nahezu perfekt umgesetzt ist. Die Meisterschaft von Klassikern wie »Roter Himmel über Laramie« erreichen Greg und Rouge nicht; damit war aber nicht zu rechnen. Ich freue mich über die Fortsetzung der Reihe, die in meinem Comic-Regal einen schönen Platz erhalten wird – hier hat der Splitter-Verlag erneut eine glückliche Hand bewiesen.
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