Mittlerweile ist es mir fast ein wenig peinlich, aber damals fand ich mich ziemlich stark: Der arme Mann, der 1987 mit den Volkszählungsbögen bei uns im Hof stand, wurde von mir übelst beschimpft, als »Staatsbüttel« und weniger nettes, und dann mit der Androhung, ihm Prügel zu verpassen, vom Gelände gejagt. Keine Heldentat, tatsächlich, aber der Schnüffelwahn des Staates nervte mich vor 23 Jahren so, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste. (Falls das eine Straftat war, ist die heute wohl verjährt. Meine Mutter war damals ziemlich entsetzt von mir.)
Später füllte ich dann doch einen Bogen aus, zähneknirschend zwar, aber immerhin. Die Hälfte aller Angaben war übrigens falsch. Von einem Kölner Kumpel, der heute fleißig Romane schreibt, erfuhr ich, dass er sein Haustür bei der Volkszählung angegeben hatte. 1987 dürfte also ein Teil der tollen Umfrage wegen des Unwillens vieler Leute eh nicht funktioniert haben.
2011 geht der Unfug von vorne los, und ich bin erstaunlich passiv. Mir ist klar, dass der Staat heute ganz andere Möglichkeiten hat, seine Bürger auszuspähen als damals. Gleichzeitig halte ich die führenden Personen in diesem Land für noch unfähiger als 1987, was ich mir damals nicht hätte vorstellen können.
Stellt sich jetzt nur die Frage, ob ich wirklich so passiv geworden bin. Oder hat unsereins 1987 so übertrieben mit seiner Ablehnung, dass es für 2011 dann endgültig egal ist? Oder gehe ich im Zeitalter der Facebookisierung davon aus, dass eh nichts mehr so richtig geheim bleiben kann?
Meinetwegen sollen die mich zählen. Ich werde mir schon den einen oder anderen Schwachsinn ausdenken.
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