Beim Aufräumen alter Unterlagen fand ich eine Urkunde, die mein Vater über Jahrzehnte hinweg aufgehoben hatte. Ein Loch im oberen Teil sowie entsprechende Verfärbungen deuten darauf hin, dass er die Urkunde wohl auch zeitweise aufgehängt hatte, vielleicht in seiner damaligen Werkstatt, in der er in den 60er Jahren unterschiedliche Erinnerungsgegenstände an der Wand hatte.
Der Text der schlicht gestalteten Urkunde ist einfach: »Frick Emil – errang beim Sportfest 1947 des Kgf.-Lager Bings im Weitsprung, Klasse 1, den 2. Preis.« Unterzeichnet hatte ein »Lagerführer«, die Unterschrift ist allerdings kaum lesbar.
1947 war mein Vater schon 22 Jahre alt; er hatte zwei Jahre Krieg und weitere zwei Jahre Gefangenschaft hinter sich. Das Kriegsgefangenenlager befand sich – das weiß ich aus seinen Erzählungen – in der Nähe von Bregenz und gehörte zur französischen Zone in Österreich. Da er Handwerker war, wurde er oft als Elektriker eingesetzt; seinen wenigen Erzählungen nach schien es ihm einigermaßen gut gegangen zu sein.
Sportfeste gehörten wohl zu den wenigen Vergnügungen der Kriegsgefangenen. Dass er die Urkunde bis zum Lebensende aufbewahrte, macht zusätzlich deutlich, wie wertvoll ihm diese Erinnerung wohl war. Darüber gesprochen wurde aber in all den Jahren nie ...
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