08 Juli 2010

Einsam trötet die Vuvuzela

Fußballgucken in Hamburg: Ich hatte keine Lust, auf ein riesiges Public Viewing zu gehen, wollte auch nicht schauen, bei welchen Bekannten ich mich kurzfristig einzecken konnte, und machte mich geistig moralisch schon darauf gefasst, das Halbfinal-Spiel zwischen Deutschland und Spanien allein im Hotelzimmer zu gucken. Für meine Nerven wäre es vielleicht auch besser gewesen ...

Ich stellte aber fest, dass es in dem stylishen Hotel, in das man mich einquartiert hatte - »25 hours« heißt es -, auch eine Art Public Viewing angeboten wird: In der Bar hatte man Stühle und Bierbänke vor einer Großleinwand aufgebaut, es gab kühles Flaschenbier, und der Raum war gut gefüllt. Trotzdem hatte ich von meinem Stehplatz aus einen guten Platz.

Mal was anderes, Fußball mit Leuten zu gucken, die man nicht kennt. Deutschland-Fanatiker hielten sich in Grenzen, auch wenn es Frauen in schwarz-rot-goldenen Kleidchen gab und viele die Nationalstreifen in ihr Gesicht gepinselt hatten. Eine Vuvuzela trötete gelegentlich durch den Raum, aber das ließ sich aushalten.

Die Stimmung war gut und angespannt, es wurde gejubelt und gestöhnt - letzteres mehr angesichts der zahlreichen Chancen der Spanier, das deutsche Tor zu treffen. Es war trotzdem sehr angenehm, und ich wurde bestens unterhalten. Nach dem Spiel leerte sich der Saal rasch, ich guckte noch eine Weile, bevor ich auf die Straße ging.

Ich brauchte Bewegung, und deshalb ging ich spazieren. Nicht viel, nur vielleicht zwei Kilometer. Einige wenige hupende Autos waren auf der Straße, offensichtlich versprengte spanische Fans. Hätten die Deutschen gewonnen, also »wir«, wäre die Straße sicher ein einziges Fahnenmeer gewesen. Fast vermisste ich es in diesen Minuten ...

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