Als der Bus durch das naechtliche Downtown LA fuhr, wurde mir doch ein bisschen mulmig: Rechts und links sah die Gegend einfach recht duester aus. Und als ich in dem Imbiss beim Echopark um die Ecke etwas futterte - sehr leckere Tacos -, war es einfach so, dass alles auf spanisch war, die Speisekarte, die Sprache des Personals und die Ausrufung der Nummern des bestellten Essens. Es klappte trotztem.
Dafuer war der Konzertort noch duesterer. The Echo ist ein sehr cooler Konzertort, mit einer schoenen Buehne, mit einer langen Bar, sogar mit einer Moeglichkeit, etwas zu essen.
Und mit Alterskontrolle am Eingang. Der Security-Typ wollte tatsaechlich meinen Pass sehen. Als ich spottete, so jung sehe ich doch nicht mehr aus, meinte er trocken: "Dann fuehlst du dich eben mal wieder jung."
Das tat ich spaeter auch. Nach einem langweiligen Songwriter aus England, der mir echt leid tat, kam die Ueberraschung des Abends: The Adored, direkt aus LA, die neue Punkrock-Hoffnung der Stadt. Ein laermender Bass, ein charismatischer Saenger, ein hohl drehender Gitarrist, ein bescheidener Schlagzeuger - der Hammer! Vor knapp 200 Leute ballerten die vier Jungs auf der Buehne einen 77er-Hit nach dem anderen raus. Vergesst The Briefs!, diese Band ist echt der Knaller. Ich war voellig baff und trage jetzt einen Adored-Button auf der Jacke.
Die naechste Band nannte sich Broken My Love. Man stelle sich die uneheliche Verbindung aus Led Zeppelin, Nirvana und Sonic Youth vor: viele Rueckkopplungen, eine finstere Wall Of Sound auf der Buehne und ein immer schneller werdendes Schlagzeug. Nicht meine Tasse Bier, aber das hatte was. Zuletzt habe ich so etwas von Gore aus Holland oder auch Optimum Wound Profile aus England gehoert.
Als Art Brut aus England auf die Buehne kamen, waren schaetzungsweise 400 Leute da. Der Saal kochte recht schnell. Ein gut gelaunter Saenger, ein unglaublich cool aussehender Gitarrist, ein punkig aussehender Gitarrist, eine Bassistin, ein Schlagzeuger im Stehen und ein enthusiastisches Publikum - es war eine grossartige Party.
Die Band ist auf Platte schon klasse, aber live sind die der Hammer. Ein Heidenspass, der dadurch vergroessert wurde, weil das Publikum natuerlich die Sprueche des Saengers komplett versteht. Der Saenger wurde von Fans aus dem Publikum halb ausgezogen, er wurde mindestens zweimal in die tobende Menge gezerrt, es herrschte ausgelassener Pogo, und die Schilder mit "No Stage Diving" wurden grosszuegig ignoriert. Die Ordner waren kurz vor dem Durchdrehen.
So endete dieser Abend mit einer grossartigen Punkrock-Party. Bislang das Konzert des Jahres fuer mich.
Und jetzt alle zusammen: "Bang Bang Rock'n'Roll!".
Und jetzt huepfen.
Pogo.
Und gut ist.
1 Kommentar:
Der Sänger von Art Brut, Eddie Argos, hat inzwischen ein schönes Buch, I formed a band, geschrieben. Sehr amüsante Lektüre.
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