05 November 2005

Die Brille zur Macht


Die Orgelfabrik in Durlach – einer eigenständigen Kleinstadt, die aber zu Karlsruhe gehört – ist ein eher alternativ wirkender Veranstaltungsraum, in dem wir unlängst zum ersten Mal bei einem Kabarett-Abend waren. Am Freitag, 4. November 2005, riskierten wir es, einen völlig unbekannten Kabarettisten auf der Bühne zu bewundern.

Der Mann heißt Mathias Tretter, ist Jahrgang 1972 und stammt aus Würzburg. Vor schätzungsweise 50 Leuten, die durchschnittlich zwischen 40 und 50 Jahren alt waren, spielte er sein Programm »Die Brille zur Macht«, ein politisches Programm, in dem er einen radikalisierten Bibliothekar spielt, der in der Gefängnisbibliothek sitzt und über sein Leben, die Politik, die Literatur und die Welt an sich redet.

Anfangs fand ich das ganze eher ein bißchen lahm, weil Tretter eher unspektakulär anfing. Doch dann wurde es immer lustiger, und nach der Pause hatte ich irgendwann Tränen in den Augen, weil ich vor lauter Lachen nicht mehr zu Atem kam. Die Witze wurden durchaus grober, und spätestens als er damit anfing, Klaus Kinski zu imitieren, war ich kurz davor, vom Stuhl zu rutschen.

Das ganze war dann eben nicht mehr nur politisch, sondern stellenweise schlicht & ergreifend haarsträubend blöd. Trotzdem oder gerade deshalb hat es mir saugut gefallen. Und ... Pädagogen bekommen ihr Fett ab, Sozialarbeiter ebenso, Politiker erst recht, und über Literatur läßt sich besonders gut lästern.

Wobei mir der Knastbruder Loren Lauer richtig sympathisch wurde: Jemand, der letzten Endes deshalb Terrorist wurde, weil er André Rieu so gräßlich findet, kann ja nicht einmal ein schlechter Mensch sein.

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