Im Bus von Santa Barbara nach Salinas komme ich mit einer jungen Latino ins Gespraech. Sie ist Studentin an der Universitaet von San Jose, wo sie Politikwissenschaften und Soziologie studiert. Also keine typische Amerikanerin, denke ich mal.
Als sie erfaehrt, woher ich bin, fragt sie mich nach meiner Meinung zu den Krawallen in Frankreich. Sie habe davon nur gehoert; da sie keine Zeitung lese und keine Nachrichten gucke, wisse sie nicht so viel darueber. In meinem hoechst unterdurchschnittlichen Englisch versuche ich es ihr zu erklaeren.
Bei jedem Stopp stehen wir vor dem Bus. Sie raucht, ich dehne meine verkrampften Gliedmassen. Und wir reden.
Sie erzaehlt, dass ihre Familie aus Mexiko sei. Sie selbst sei die erste Generation, die in Amerika geboren worden sei. Ihre Familie sei frueher sehr arm gewesen, jetzt besitze man zwei Autos und ein eigenes Haus und sei sehr stolz darauf. Zu Hause spreche man nur spanisch, ihre Eltern koennen praktisch kein Englisch. Man wolle nichts mehr mit Armut zu tun haben; wer arm sei, sei selbst dran schuld.
Ich bohre ein bisschen nach, und dann bricht es aus ihr heraus: "Ich hasse meine Eltern. Ich hasse ihre Art zu leben, ihren American Way Of Life. Deshalb studiere ich so weit wie moeglich von daheim entfernt, damit ich sie so wenig wie moeglich sehen muss."
Und ein wenig spaeter erzaehlt sie mir, dass sie vier Jahre Deutsch in der Schule hatte, singt mir Kinderlieder vor: "Hock soll sie lebbe, hock soll sie lebbe." Dabei strahlt sie uebers ganze breite Gesicht.
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