Aus der Serie »Wie ich mal klugscheißern wollte und kläglich scheiterte«, die sehr viele Fortsetzungen bekommen könnte: Bei meinem Vortrag vor den Buchwissenschaftlerinnen in München gab ich einen kleinen Rückblick auf die Geschichte der Science Fiction. Dabei verwies ich auf den Roman, mit dem meiner Ansicht nach – und diese Ansicht ist von Brian W. Aldiss geklaut – die moderne Science Fiction angefangen hat: »Frankenstein« von Mary Shelley.
Ich dachte, ich könnte in einem Raum mit drei Dutzend jungen Frauen (und zwei, drei jungen Männern) locker und ohne Anstrengung damit punkten, dass ich die Science Fiction auf eine Frau zurückführte. Dazu leistete ich mir den großkotzigen Spruch: »Sicher hat niemand in diesem Raum den Roman gelesen, ich ja auch nicht.«
Eine sehr junge Frau in der vierten Reihe, übrigens die einzige mit bunten Haaren im Saal, zeigte auf. »Nein«, widersprach sie mir. »Ich hab’s gelesen.«
Ich stotterte ein wenig herum, weil ich damit nicht gerechnet hatte, bis ich mich gefangen hatte. Dann hakte ich nach, wie es ihr gefallen habe. Es sei ja doch ein wenig alt.
»Ganz gut«, gab sie locker zurück. Anfangs habe sie Schwierigkeiten gehabt, in den Stil reinzukommen, dann habe es ihr aber immer besser gefallen.
Ich stammelte noch ein »Respekt!«, hoffte darauf, dass ich nicht schamrot im Gesicht war, und sah zu, dass ich meinen Vortrag in vernünftiger Weise zu Ende brachte. Und nahm mir vor, den Klassiker nun endlich doch einmal selbst für die Lektüre vorzumerken …
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