Wann immer in den vergangenen Jahren jemand über die FDP schimpfte – und dieser »Jemand« war sehr häufig ich selbst –, wandte ich ein: »Gerhart Baum ist ein Beispiel für einen Liberalen, vor dem ich Respekt habe.« Für mich war er immer der Kronzeuge für die »wahre FDP«, also jene liberale Partei, die es faktisch nicht mehr gibt.
In einer Demokratie gibt es Parteien für verschiedene Richtungen und Denkweisen. Die Grundrichtung einer liberalen Partei fand ich immer gut: Man hält den Staat aus seinen Angelegenheiten heraus, wo es nur geht, und man geht seinen eigenen Weg. Der Staat gibt eine gewisse Regelung vor, aber die sollte nicht ausarten. Rein von der Theorie her war mir die FDP also immer sympathisch.
Wirtschaftspolitisch war mir die FDP immer zu unsozial. Aber das ist ein anderes Thema. Fakt ist, dass liberales Denken in dieser Parte heute nur noch für die Wirtschaft und für die oberen Hunderttausend gilt. Ein liberaler Denker wie Gerhart Baum, den ich in Talkshows und Zeitungsbeiträgen immer als klarsichtig und eigenständig wahrnahm, war immer ein Zeichen für liberales Denken in Reinkultur, auch für »die alte Zeit« der Partei.
Dieser Tage starb Gerhart Baum im Alter von 92 Jahren. Zwischen all dem Wahlkampfgetöse bekam ich diesen Todesfall kaum mit. Ich bedauere seinen Tod – mit ihm starb einer der letzten echten Liberalen in diesem Land.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen