18 Februar 2025

Phantastischer Comic zwischen Traum und Literatur

Peter Pan ist der Junge, der nicht erwachsen werden will. Seit er zum ersten Mal von James Matthew Barrie zu literarischem Leben erweckt worden ist, gehört er zu den bekanntesten Figuren der Kinder- und Jugendliteratur. Zahlreiche Adaptionen von Barries Werk gibt es: Filme und Bücher. Comics und Spiele. Mit »Peter Pan in Kensington Gardens« liegt ein phantastischer Comic vor, der zwar von Kindern erzählt, aber nicht unbedingt für Kinder gedacht ist.

Verantwortlich dafür zeichnet José Luis Munuera, der hierzulande schon durch verschiedene Comics bekannt geworden ist. Er versteht sich auf Funnys mit Knollennasenfiguren – etwa bei »Spirou & Fantasio« – ebenso wie auf eher realistische Zeichnungen. Das merkt man diesem aktuellen Comic an, der seine witzigen Szenen aufweist, tatsächlich aber eine traurig anmutende Geschichte erzählt.

Sie spielt in einer nicht genau definierten Zeit, irgendwann zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein kleines Mädchen verläuft sich im Park, der nachts abgeschlossen wird. Doch wenn die Dunkelheit hereinbricht, verwandelt sich der Park – er ist ein magischer Ort, der zwei Gesichter aufweist.

Bäume werden lebendig, sprechen miteinander und wollen Kinder fressen. Dunkle Gestalten, die wie verzerrte Männer aussehen, stromern durch den Park und suchen nach Beute. Und die Elfenkönigin mit ihrem Hof kommt aus ihrem Schloss, um durch den Park zu flanieren.

So löst die eine Welt die andere ab: Aus Tag wird Nacht, und die Schatten der Sonne sind anders als die Schatten des Mondes. Nur einer ist immer der gleiche: Peter Pan, der sich zwischen Raben und Elfen bewegt, der fliegen kann und sich ein wenig mit dem kleinen Mädchen anfreundet. Er möchte es zum Bleiben überreden, doch das Kind möchte heim zu seinen Eltern. Um das zu schaffen, muss erst ein magisches Rätsel gelöst werden …

»Peter Pan in Kensington Gardens« ist im Original eine Erzählung, die zu Recht kaum bekannt geworden ist. Sie stammt von James Matthew Barrie, hat aber wenig mit dem eigentlichen Mythos um Peter Pan zu tun. Das Nimmerland wird erwähnt, auch Captain Hook taucht als Name sowie als Bild auf; die Geschichte selbst spielt aber vollständig in London. Es empfiehlt sich in diesem Fall, nicht auf die Lektüre des Vor- und des Nachwortes zu verzichten, wenn man die Hintergründe kennen möchte.

Allerdings braucht man diese nicht unbedingt, will man nur der eigentlichen Story folgen. Diese funktioniert wunderbar für sich. In stimmungsvollen Bildern, die teilweise die ganze Seite einnehmen, zeigt Munuera die Begegnungen im nächtlichen Park. Sowohl Peter Pan als auch das Mädchen sind Kinder, aber sie verhalten sich unterschiedlich: Peter Pan ist auf seine Art völlig weltfremd und gleichzeitig unerschrocken, das Mädchen hingegen hat Angst.

Es wimmelt von schönen Details in diesem Comic. Treten zwei Figuren auf, kann man davon ausgehen, dass sich auch im Hintergrund etwas abspielt oder zwei Tiere auf einem Ast sitzen und der Szenerie zuschauen. Immer passiert etwas, immer zeigen die Bilder eine Bewegung. Der Autor und Künstler erschafft in diesem Comic eine zauberhafte phantastische Welt, die mich bei der Lektüre sehr in ihren Bann gezogen hat. (Unbedingt die Leseprobe betrachten!)

Man liest die 96 Seiten dieses gelungenen Comics – oder dieser Graphic Novel – nicht nur, man bewundert sie und kann sich in ihnen verlieren. Wer Phantastik mag, sollte dieses schön gestaltete Buch unbedingt antesten!

(Diese Rezension habe ich auch schon auf der PERRY RHODAN-Seite veröffetlicht. Hier wird sie wegen der Dokumentation wiederholt.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu »Peter Pan in Kensington Gardens« sowie eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags.
Hier:

https://www.splitter-verlag.de/peter-pan-kensington-gardens.html