In früheren Jahren war meine Ablehnung der allgemein bekannten Parteien so stark, dass ich zwar zur Bundes- oder Landtagswahl ging, dort aber bewusst ungültig wählte. In diesem Jahr ist das keine Alternative: Ich muss mein Kreuzchen setzen, weil jede Stimme zählt. Und ich will nicht, dass die AfD noch mehr Sitze im Parlament bekommt.
Nur weiß ich in diesem Jahr wieder nicht, wen ich wählen soll. Die Briefwahlunterlagen habe ich schon angesehen, ich bin aber völlig unschlüssig. Klar ist, wen ich nicht wählen werde – aber das ist immer einfach.
Parteien, die im rechtsextremen Spektrum unterwegs sind, brauche ich erst gar nicht in Erwägung zu ziehen. Parteien, deren Mitglieder bereit sind, mit den Rechtsradikalen zu stimmen und zu paktieren, kommen auch nicht in Frage. So ein Standpunkt ist nicht diskutabel.
SPD und Grüne ereiferten sich zuletzt darin, Abschiebungen zu fordern und die Grenzen gegen Migranten abzusichern. Die echten Probleme des Landes wurden von ihnen kaum thematisiert; es geht ständig um Migration und Sicherheit. Damit fallen diese Parteien auch auf die rechtsradikale Argumentation rein und machen sie sich zu eigen.
Und die Linke? Zwar haben sich die völlig bescheuerten Gruppierungen abgetrennt und einen eigenen Verein gegründet. Das unklare Verhältnis zum russischen Angriffskrieg und zu Israel macht es mir aber unmöglich, diese Partei zu wählen.
Was bleibt, ist erneut eine große Ratlosigkeit. Gruppierungen wie Volt oder die PARTEI sind keine echte Alternative. Ungültig zu wählen wäre also richtig – aber das will ich gar nicht.
Auf mich kommt also weiterhin das Grübeln zu. Und wenn ich mein Kreuz setze, wird man mein Zähneknirschen weit hören. (Wie weit muss man sich als Wähler eigentlich verbiegen, um eine Partei zu wählen, die man verärgert als das »kleine Übel« betrachtet?)
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