Der Mann beugte sich nach vorne und lachte laut und herzlich. Er war vielleicht sechzig Jahre alt, hatte graue Haare und wirkte sportlich und sehr fröhlich. Auch die Leute, die er anlachte, machten einen munteren Eindruck. Einige hielten »Coffee To Go«-Becher in der Hand, andere nicht. Sie standen zwischen 50 und 120 Zentimeter auseinander.
Es war der Samstag, 6. Februar 2021. Ich war mit meinem Rad am Rand der Innenstadt von Karlsruhe unterwegs, keine zehn Meter vom Ludwigsplatz entfernt. Dort gab es eine kleine Espresso-Bar, die im Sommer normalerweise stark von Menschen frequentiert wurde, die im Freien saßen und die Passanten betrachteten, während sie rauchten, redeten und tranken.
Doch eigentlich war ganz Deutschland in einem sogenannten Lockdown. Es gab Ausgangsbeschränkungen und Kontaktgebote, eine Maskenpflicht und andere Dinge, die von der Regierung als »Maßnahmen« bezeichnet und von den teilweise rabiaten Gegnern ihres Vorgehens als »Schikanen« angesehen wurden.
Davon spürte ich an dieser Straßenkreuzung nichts. Über zwei Dutzend Leute standen herum, alle in Gruppen von drei bis sieben Leuten, die sich unterhielten. Niemand trug Maske, teilweise hatten die Leute ihre Kaffeebecher in der Hand. Das sah nicht politisch aus, eher allgemein fröhlich. Man hatte sich halt in der Stadt getroffen und war bester Dinge.
So beginnt die dritte Welle, dachte ich, während ich machte, dass ich schnell von der Kreuzung wegkam.
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