Wenn man es genau betrachtet, ist das sogenannte Papier-Fandom längst tot. Es gibt haufenweise Publikationen, die sich heutzutage mit der phantastischen Literatur und ihrem Umfeld beschäftigen: Blogs und elektronische Fanzines, Facebook-Gruppen und Hashtags bei Twitter, Videoblogger und Instagram-Poster, wahrscheinlich auch in Formaten wie Snapchat und dergleichen, die ich bislang ignoriere.
Aber klassische Papier-Fanzines, in denen gestritten und diskutiert, publiziert und ausprobiert wird – die gibt es praktisch nicht mehr. Da hilft es, 25 Jahre zurückzublicken.
Im August 1993 veröffentlichte der »Fandom Observer« seine fünfzigste Ausgabe. Für die Macher war das ein wichtiger Grund, in die Vergangenheit zu blicken.
Konkret schaute man auf die fünfzig Ausgaben zurück, die zuvor veröffentlicht worden waren – das lag ja nahe. Es gab entsprechend launige Beiträge und dazu haufenweise Cartoons, die Matthias Langer beisteuerte.
Bei aller Kritik, die man heute an manchem Tonfall in einzelnen Heften anbringen könnte, zeigt der Rückblick dieses Fanzines auf die Zeit von 1989 bis 1993 schon, wieviel in diesen Jahren im Mikrokosmos Fandom los war. Clubs steigen auf und gingen unter, Aktivisten traten auf den Plan und verschwanden wieder, Fanzines wurden gestartet oder gingen kläglich ein, bevor sie veröffentlicht wurden.
Ich habe dieser Tage diese Chronik noch einmal gelesen. Die 28 Seiten im A5-Format enthalten viele Hinweise und Informationen, einige von ihnen kann ich heute schon nicht mehr gedanklich einordnen. Und mir fällt eben nicht zum ersten Mal auf: Das Papier-Fandom hatte seine letzten Höhepunkte in den 90er-Jahren, danach ging es nur noch bergab.
Heute vermisse ich ein Fanzine wie den »Fandom Observer« mit seinem Biss, seiner Ironie und seiner durchaus auch mal ernstgemeinten Berichterstattung mehr als je zuvor. Nur bin ich mir sicher, dass so ein Blatt heute kaum noch auf Resonanz stieße. Die Zeiten ändern sich eben ...
2 Kommentare:
Es gibt den »Fandom Observer« noch im Netz – mit letztem Eintrag von 2014. Lesenswert sind die Seiten dennoch.
Hier:
http://www.fandomobserver.de/
Kia ora, Klaus.
Stimmt, in der letzten Phase landete der Observer auch im Net, wo sich die jeweils aktuelle Nummer ebenso finden ließ, wie große Teile aus dem "Archiv". Die gedruckte Ausgabe gab es dann für immer weniger Abonnenten.
Meine Ausgaben hege ich noch (Schuber im Glasschrank) & blättere dito gerne darin herum.
Immerhin man/frau trifft sich nach wie vor zum berüchtigten Alzcon... :-)
bonté
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