06 März 2018

Angenehm-altmodischer Ska-Punk

Denke ich heute an die Mixtur aus Ska und Punk, kommt mir häufig ein wildes Getröte in die Ohren, und ich sehe Musiker vor mir, die eher aussehen, als seien sie gerade aus dem Studenten-Cafe gekommen. Dabei war die Mixtur aus Ska und Punk und Oi! einmal etwas sehr Spannendes: Verschiedene Stilrichtungen, die eigentlich von der Straße kamen, fanden zusammen, und es bildete sich ein neuer Sound.

The Offenders erinnern mit ihrer Musik an diese Zeit, ohne dass sie abgeschmackt oder langweilig klingen. Sie orientieren sich daran, spiegeln auf angenehm-altmodische Art die 80er-Jahre, ohne sie zu einem Kult ohne Charakter zu deklarieren. Das merke ich ganz besonders, wenn ich die aktuelle Platte mit dem schönen Titel »Heart Of Glass« anhöre. Mir rutscht der Vergleich zu Bands wie Serious Drinking ins Hirn – die ich damals sehr mochte.

Die Geschichte von den italienischen Punkrockern, die nach Berlin auswanderten, um dort in einer englischsprachigen Band dann Ska-Punk zu spielen, wurde schon oft erzählt; ich finde sie immer noch cool. The Offenders klingen nicht italienisch, sondern echt britisch; sie hätten locker in der zweiten Ska-Welle ab Mitte der 80er-Jahre mitmachen können.

Die Stücke sind durch die Band melodisch und knallig, der Reggae-Einfluss dominiert nicht, sondern man bleibt den Punkrock-Wurzeln treu. Erfreulicherweise verzichtet man auf das Dauer-Getröte, das mich bei manchen Ska-Bands der neueren Zeit – also seit den späten 90er-Jahren –immer wieder nervt. Die Instrumentierung ist mit Gitarre, Bass und Schlagzeug sehr klassisch, und das finde ich schon richtig erholsam.

Textlich ist die Band ironisch und kritisch zugleich. Mit »Kotti is not L.A..« gibt's eine satirische Berlin-Hymne, mit »Boots & Braces (don't mean Racist)« eine glasklare Skinhead-Hymne, mit »My Darling A.C.A.B.« kommt noch eine Prise Szene-Kritik dazu.

Die 14 Stücke auf der Platte machen durchgehend Spaß und gehen gut ins Ohr und in die Beine. Dass ich die Band bei ihrem Auftritt in Karlsruhe verpasst habe, ärgert mich noch immer – umso lieber höre ich da die CD.

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Auf ihrer englischsprachigen Website informiert die Band über ihre Aktivitäten und das ganze Drumherum. Hier gibt's mehr über THE OFFENDERS:
http://www.theoffenders.eu/

Wer mehr von THE OFFENDERS hören will, findet bei YouTube einige Videos. Ich empfehle das aktuelle Video "Wie geht's?", ein Stück aus der von mir zuletzt gehörten Platte:
http://www.theoffenders.eu/

Enpunkt hat gesagt…

Falscher Link – das Video ist hier zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=HLKIz3jFDI4