»Ich träume von einer langen Treppe, die hinaufführt zu einem abgeschiedenen Raum. Eintritt haben nur diejenigen, die Fehler machen, Umwege gehen, Versuche wagen.« Diese zwei Sätze stammen aus dem Buch »Sieben Nächte« von Simon Strauß, das im Blumenbar-Verlag erschienen ist. Ich habe sie aus der Leseprobe gezogen, die der Verlag freundlicherweise zur Verfügung stellt; da kann man schauen, ob einem das Buch gefallen könnte.
Seit einiger Zeit erregt der Autor das Feuilleton im deutschsprachigen Raum. Um es konkreter zu sagen: Eine Handvoll von Redakteuren aus dem Kultur- und Feuilletonbereich der »führenden« deutschsprachigen Zeitungen liefert sich eine zugespitzte Diskussion darüber, ob Strauß nun mit den Nazis liebäugelt oder ob er doch eher ein Linker ist. Da wird viel gemunkelt und gemutmaßt, es ist eine wahre Freude.
Klar, der junge Autor ist der Sohn von Botho Strauß, von dem man immer mal wieder hört. Früher schrieb der Herr Vater starke Gedichte, dann schrieb er halbpolitischen Kram wie über den »Anschwellenden Bocksgesang«, und danach zählte er auch zu jenen Autoren, die man offenbar gelesen haben musste, wenn man mitreden wollte.
Aber das hat »natürlich« nichts mit dem jungen Simon Strauß zu tun. Warum es dann bei jeder Gelegenheit erwähnt werden muss, leuchtet mir nicht ein.
Es hilft, sich einfach die Leseprobe genau anzuschauen. Was der Autor auf den ersten Seiten schreibt, ist eine um sich kreisende Ich-Sucht, ein langweiliges Geschreibsel von jemandem, der sich offenbar grenzenlos langweilt und dann in einem gestochenen und zugleich langweiligen Stil von irgendwelchen Bildern, Träumen und Erwartungen schreibt.
Das kann man lesen, muss es aber glücklicherweise nicht. Das sind Texte, in die kann jeder und jede hineininterpretieren, wozu man Lust hat. Ob das nun »rechts« oder »links« ist, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es lahmes Geschreibsel ist.
Und darüber wird so intensiv diskutiert? Es muss den Journalisten schon sehr gut gehen in diesem Land, wenn sie das für aufregenswert halten ...
1 Kommentar:
Sali, Klaus.
Feuilletons sind nicht per se Kreissäle einer intensivierten Nabelschau; gelegentlich äussert sich darin auch der zynische Ironismus, der handfeste Schalk. Allerdings werden auch gern wortreich die Gedanken verschränkt - speziell wenn einer der Feuilleton-Kollegen ein Buch veröffentlicht. Interpretations-Matritzen & Analyse-Lupen kommen dann in Stellung.
Wohl weil nicht von der Alma Mater gesegnet, kann man/frau mich mit Texten von Botho Strauß jagen; speziell wenn er sich wieder einmal in Veröffentlichungen dem "erbaulichen" Konservatismus andient.
Ob der Sohnemann auch in gleichen Gräben literarisch stochert, sei dahingestellt. Worthülsen-Mikado, zwischen zwei Buchdeckeln, gibt es allerdings genug.
"Worte suchen nach Bedeutung lieber, als nach sinnloser Duplizierung."
(Myrelle Minotier)
bonté
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