Als ich den Roman »Evil« zum ersten Mal las, musste ich die Lektüre mehrfach unterbrechen. Der Roman verstörte mich nachhaltig, ich hatte nachts Alpträume. Es ist ein Horror-Roman ohne Monster – die wirklichen Monster sind »Menschen wie du und ich«, und das ist wirklich furchterregend.
Der Autor des Romans war Jack Ketchum; mit bürgerlichem Namen hieß er Dallas Mayr. Er verstarb gestern im Alter von 71 Jahren. Auch wenn ich gar nicht so viel von ihm gelesen habe, berührt mich sein Tod in gewisser Weise.
Ketchum verstand es in seinen Werken, die Angst in mir zu wecken. Nicht die Angst vor Vampiren oder Zombies, vor Serienkillern und Folterknechten, wie es andere Horror- oder Krimi-Autoren tun, sondern die Angst vor einem selbst.
Wenn man sich anschaut, wie er seine Figuren durch die Romane führte, so wird einem klar, dass er sie oft als einen Spiegel des Lesers einsetzte. Sein Horror war nicht voyeuristisch; es ging ihm nicht um die stumpfe Darstellung von Gewalt und Grausamkeit.
Ich kenne mich mit Horror-Literatur nicht gut genug aus, um seinen Stellenwert wirklich einzuschätzen. Er schrieb Romane, die einem nahegehen, und er wurde mit Preisen nicht so überhäuft. Und er hinterlässt in einem Genre, das zwischen fürchterlichem Schund und durchaus anspruchsvoller Literatur variiert, tatsächlich eine Lücke.
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