Vier lustige Schwäbinnen im Zug, vom Dialekt her irgendwo aus dem Randgebiet der Schwäbischen Alb. Sie tragen Blusen und Jacken mit Blumenmuster, Dauerwellen und eine fürchterliche Lache; sie amüsieren sich sehr, sind lustig, und bereits nach fünf Minuten mit ihnen im selben Großraumwagen weiß ich, daß sie unterwegs zu »Starlight Express« sind. Kulturtouristen also.
Ein schwarzer Mann in der Uniform eines Bahn-Service-Angestellten verkauft Kaffee im Gang des Großraumwagens. »Mag jemand Kaffee?« fragt er in sauberem Deutsch, das einen leichten Akzent aufweist.
Die Damen stoppen ihn. »Wo sind Sie her?«, fragt ihn die eine. »Aus Kamerun oder woher?«
»Nein«, gibt der Mann trocken zurück. »Aus Dortmund.«
Ein kurzer Moment der Stille, dann lachen alle. Ich grinse in mich hinein.
»Nein«, hakt die Dame nach. »Wo sind Sie wirklich her?«
»Aus Gambia. Kennen Sie das?«
»Nein. Aber ich gehe auch nach Afrika. Nach Namibia.«
Der Schwarze bedankt sich höflich und geht weiter, gefolgt von dem fröhlichen Gelächter der Ulknudeln. Alltagsrassismus kann so lustig sein.
3 Kommentare:
Was erinnert mich sowohl an eine Karikatur, wo ein Weißer zu einem Dunkelhäutigen sagt, er soll dahin zurückkehren, wo er herkomme, worauf ihm entgegnet wird: „Was soll ich in Dortmund?“, als auch an einen jemenitischen Kumpel, der sich auch ständig anhören darf, wie gut er doch Deutsche spreche, worauf er stets „Sie aber auch!“ entgegnet. Ich muß Dir sicherlich nicht sagen, daß es sich hier nicht anders verhält aus bei diesen Schwäbinnen, die Gambia nicht kennen.
"Sie aber auch!" ist klasse ... das hat Stil.
Stimmt. Ist eine richtig gute Antwort.
Ich hatte mal eine Bekannte (im Punkrock-Umfeld Ende der 80er Jahre), die kam aus einem schwäbischen Dorf im Gäu (da wo man richtig schlimm schwäbisch spricht), die schwarz war und immer in Ausländerdeutsch angesprochen wurde. Worauf sie im breitesten Schwäbisch konterte ...
Kommentar veröffentlichen