Das Jahr 1989 in Westberlin. Ein nicht mehr ganz junger Mann, der sich als Barmann und Servicekraft in Kneipen durchschlägt, merkt langsam, dass er älter wird. Den Tag, an dem die Mauer fällt, bekommt er eher am Rand mit; er ist die meiste Zeit damit beschäftigt, eine junge Frau anzubaggern und viel Bier zu trinken.
Das war die Geschichte von »Herr Lehmann«, dem ersten Roman von Sven Regener, den ich vorher als Sänger der Band Element of Crime kannte. Mit diesem Roman etablierte er sich zu Beginn der Nuller-Jahre erfolgreich als Schriftsteller, der gleich einen Bestseller landen konnte. Ein Film folgte, zwei weitere Bücher vervollständigten die Lebensbeschreibung eines ziellosen Helden.
Und seit einiger Zeit liegt ein Comic vor. Das finde ich gut, ich mag es, wenn ein guter Roman auch in andere Bereiche adaptiert wird. Wer Popliteratur mag, sollte auf jeden Fall einen Blick in die Comic-Version werfen. Die Geschichte ist gut, der Comic interpretiert sie zurückhaltend und treffend zugleich.
Sven Regeners Roman »Herr Lehmann« liefert ein gelungenes Zeit- und Szenenbild des West-Berlins gegen Ende der 80er-Jahre. Die Comic-Umsetzung von Tim Dinter übersetzt das durchaus gelungen in eine Graphic Novel; vielleicht aber ist die Umsetzung zu brav und klebt zu eng am Buch. Künstlerisch wirkt der Comic damit ein wenig schlapp – wer aber auf leichte Weise den Zugang zum sowieso gut lesbaren »Herr Lehmann« möchte oder wissen will, wie sich Berlin »damals anfühlte«, für den könnte das Buch durchaus etwas sein.
Es ist als umwerfend schöner Hardcover-Band im Eichborn-Verlag erschienen – nachdem dieser von Lübbe aufgekauft worden war – und mit einem Schutzumschlag ausgestattet. So etwas stellt man sich nicht nur als Comic-Liebhaber gern ins Regal.
Das dickleibige und schöne Buch kann man mithilfe der ISBN 978-3-8479-0581-3 nach wie vor überall im Buch- oder Comicfachhandel kaufen; wer mag, kann es auch im Internet bestellen. Die bekannten Versandhändler können es liefern.
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