Lese ich normalerweise einen Roman von Robert B. Parker, erwarte ich, bestimmte Erwartungen erfüllt zu bekommen. Die »Spenser«-Krimis spielen so etwa alle in Boston und Umgebung, ganz selten fährt der Detektiv in eine andere Stadt. Bei dem Krimi »Neun Mörder« ist das alles ein wenig anders – hier führt die Jagd nach den Tätern in verschiedene Metropolen.
»Neun Mörder« ist ein klassisch angelegter Krimi, der fünfte Band der langen Reihe, erstmals in den späten 70er-Jahren veröffentlicht und 1980 erstmals in deutscher Sprache herausgebracht. Ich las die neue Version aus dem Pendragon-Verlag, die auch schon einige Jahre alt ist. (Wobei ich als Lektor die Übersetzung ein wenig stärker gestrafft hätte. Aber das ist Ansichtssache.)
Spenser wird von einem reichen Mann beauftragt, der in London einen Bombenanschlag überlebt hat. Seine Frau und seine Töchter starben dabei – der reiche Mann möchte Rache. Spenser übernimmt den Fall, sein Freund Hawk hilft ihm dabei. Die beiden kommen auf die Spur einer ziemlich durchgeknallten Bande und beginnen mit einer unerbittlichen Jagd, in deren Verlauf es einige Tote gibt.
Die Jagd führt über London, Kopenhagen, Amsterdam und Montreal – dort finden die Olympischen Spiele statt –, Abstecher in Boston inklusive. Spensers Freundin, die Psychologin Susan Silverman, spielt mehrfach eine wichtige Rolle; dazu entwickeln sich Diskussionen über Moral und Gerechtigkeit, es gibt einige erbitterte Kämpfe. Am Ende ist der Fall gelöst, wenngleich nicht ganz so, wie es sich Spensers Auftraggeber vorgestellt hat …
Wahrscheinlich wäre ein solcher Krimi heute nicht mehr zu erzählen. Nicht nur wegen der geänderten Weltlage. 1978 konnten offensichtlich Schusswaffen im Flugzeug ganz legal transportiert werden, Kontrollen am Gate waren sehr oberflächlich. Auch inhaltlich wäre eine Macho-Nummer wie dieser Roman heute kaum mehr so zu veröffentlichen: Spenser ähnelt streckenweise einem Superhelden, ist immer cool und nicht um flotte Sprüche verlegen.
Aber klar: Die Geschichte ist spannend, sie packt einen, und sie lässt einen nicht los. Schreiben konnte Robert B. Parker einfach immer. Sein »Neun Mörder« ist meiner Ansicht nach keiner seiner herausragenden Romane, aber sogar ein durchschnittlicher Roman von diesem Autor ist nach wie vor spannend und lohnenswert.
Wer den Autor nicht kennt, sollte nicht unbedingt mit diesem Roman anfangen. Wer aber schon einiges von Parker gelesen hat, kommt hier sicher auf seine Kosten. Weil Spenser einfach eine coole Socke ist!
1 Kommentar:
Wer mehr über »Neun Mörder« wissen möchte: Auf der Internet-Seite des Pendragon-Verlages gibt es Informationen dazu sowie eine Leseprobe.
Hier:
http://www.pendragon.de/book/neun-morder/
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