28 Dezember 2020

Eine Tier-Fabel mit viel Realität

Tiere, die miteinander sprechen können und gemeinsam ein Abenteuer erleben, sind im Comic nichts Neues mehr. In »Die Arche Neo« werden die teilweise hübschen Bilder von Stalltieren aber verknüpft mit einer Handlung, die letztlich davon erzählt, wie Tiere missbraucht und getötet werden. Ich versuche es mit einer kurzen Inhaltsangabe …

Neo, ein kleines Schwein, Ferdinand, ein Huhn mit einer Persönlichkeitsstörung, Renate, eine gemütliche Kuh, und Soasig, ein Schaf, begeben sich auf Reisen, nachdem sie ihre bisherige Heimat verloren haben. Die Tiere verstehen nicht viel von der Welt; sie haben aber schon davon gehört, dass es einen sogenannten Schlachthof gibt. Dort wollen sie ihre Freunde befreien.

Das klingt so, als sei der erste Teil von »Die Arche Neo«, der unter dem Titel »Tod den Rindviechern!« im Splitter-Verlag erschienen ist, ein eher harmloser Comic mit mehr oder weniger lustigen Tieren. Tatsächlich sind die Tiere, die in diesem Comic auf Reisen sind, durchaus amüsant. Sie haben einen naiven Blick auf die Welt, den sie im Verlauf der Handlung auch nicht verlieren – aber aus ihrer Naivität heraus wird die harte Realität nur noch grober.

Stéphane Betbeder ist ein bekannter Szenarist, der schon viele Comics getextet hat. Seine Geschichten sind pointiert, die Figuren werden von ihm stets in spannende Situationen geschickt. Das ist bei »Die Arche Neo« nicht anders: Von Anfang an erzählt er so, dass man die Tiere mag, nach einiger Zeit aber immer größere Abscheu vor der Art hat, wie die Menschen mit sogenannten Nutztieren umgehen.

Die Geschichte wird spannend und dynamisch, die Gegensätze zwischen Tieren und Menschen sind zeitweise von großer Realitätsnähe. Das wird vor allem durch die starken Zeichnungen gut vermittelt. Paul Frichet hat einen oft verspielt wirkenden Stil, der seine Herkunft vom »Funny« her nicht verleugnen kann, auch wenn er eine streckenweise schreckliche Geschichte illustriert.

»Tod den Rindviechern!« ist abwechslungsreich und stark gezeichnet, die Geschichte entwickelt sich spannend, enthält aber immer wieder genügend Witz. Ein Kinder-Comic ist das Ganze trotz der manchmal »netten« Bilder definitiv nicht, dafür sind die Einblicke in das Tiersystem zu kritisch. Keine Ahnung, wie die Serie weitergehen wird – der Einstieg ist auf jeden Fall gelungen.

Erschienen ist der Comic-Band im Dezember 2019 im Splitter-Verlag. Auf der Internet-Seite des Verlages kann man sich anhand einer Leseprobe von den Qualitäten der Geschichte überzeugen. Und ich warte so lang gespannt auf die Fortsetzung.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer mehr über »Die Arche Neo« wissen und die Leseprobe begutachten möchte, der schaue sich die Internet-Seite des Splitter-Verlages an. Hier:

https://www.splitter-verlag.de/arche-neo-1.html