Ich finde es manchmal amüsant, bewusst darauf zu achten, wie sich Begriffe verändern. Deutsche Begriffe sind nicht besser als Fremdwörter, klingen manchmal aber treffender. Neuerdings wird alles mit englischen Begriffen aufgeladen, was oft treffender ist als der vorherige Begriff, manchmal aber albern wird.
Mein Lieblingsbegriff in den vergangenen Jahren war immer das schöne Wort »Rendezvous«. Wenn man das so liest und hört, sieht man doch geradezu ein Paar vor sich, das sich umwirbt, das sich unterhält, das sich vielleicht auch verliebt. Ich könnte es als »romantisches Treffen« übersetzen, aber da wäre immer noch ein Fremdwort dran, und es klingt nicht so gut wie das französische Fremdwort.
Heute benutzt man das Wort »Date« – und wenn ich das höre und sehe, erkenne ich durchstrukturierte Abläufe, bei denen klar ist, dass beim zweiten Date ein Kuss und beim dritten Date dann schon Sex zu folgen hat. Ein Date klingt nach Terminkalender, nach Tinder und hektischem Wischen auf dem Smartphone. Der Begriff passt zum Vorgang.
Mein zweites Lieblingsbeispiel betrifft etwas weniger schönes. Ich meine einen jungen Mann, der sich in der Straßenbahn so breitbeinig auf einem Sitz niederlässt, dass neben ihm niemand mehr Platz findet. Früher nannte man eine solche Sitzhaltung in schöner Höflichkeit schlichtweg »GPH«, also »Genitalien-Präsentier-Haltung«, abgeleitet vom Verhalten von Pavianen. Das ist ein schöner Begriff.
Heute werde ich ja meist in englischen Fachbegriffen belehrt. Ein solches Verhalten gilt neuerdings als »Manspreading«, was superwissenschaftlich klingt. Aber seien wir ehrlich: »männliches Scheißbenehmen« ist klarer. Ich würd's nicht als »MSB« abkürzen. Aber ich bin ja auch nur Redakteur und kein Sozialwissenschaftler.
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