Seit die ersten Comics mit dem schnell schießenden Cowboy Lucky Luke erschienen sind, haben die Zeichner und Autoren alle möglichen Western-Elemente in ihren Geschichten verarbeitet: Gangster und Viehzüchter, Goldgräber und Indianer, Soldaten und Saloonbetreiber – sie alle fanden mehrfach ihren Platz. Auch ethnische Minderheiten wie Italiener oder Iren wurden häufig thematisiert. Es dauerte aber seine Zeit, bis auch einwandernde Juden als handelnde Personen bewusst ins Zentrum gestellt worden sind.
Im Band 95 der »Lucky Luke«-Serie ist dies der Fall. »Das gelobte Land« spielt schon im Titel mit dem jüdischen Mythos, in ein neues Land auszuwandern, in dem Milch und Honig fließen. In diesem Fall handelt es sich um Juden aus Osteuropa, die vor den dauernden Pogromen fliehen und sich im Wilden Westen eine neue Zukunft aufbauen wollen. Bei ihrem Weg durch die Weiten der Prärie steht ihnen Lucky Luke mit seinem treuen Pferd Jolly Jumper zur Seite.
Das klingt auf den ersten Blick vielleicht befremdlich. Denke ich an Witze über Juden, zucke ich erst einmal zusammen und reagiere ablehnend. Jul, der neue Texter bei »Lucky Luke«, bekommt das aber alles hin, ohne dass es peinlich wirkt.
Der Autor kennt offenbar die jüdische Kultur und die Eigenheiten der jddischen Sprache. Er schafft es, die Familie Stern bei ihrem Weg in den Wilden Westen mit allerlei Eigenarten zu karikieren, ohne dass es sie abwertet.
Allerlei Hinweise auf die heutige Populärkultur dürfen – wie bei »Lucky Luke« üblich – auch nicht fehlen. Oft genug gibt es also Anlass zum Schmunzeln.
Die Zeichnungen passen dazu. Achdé schafft es, den klassischen Stil der Serie beizubehalten und sie immer wieder aufzufrischen.
Wer die alten »Lucky Luke«-Geschichten kennt und liebt, wird sich nicht erschrecken; neuere Leser werden sich an den neuen Witzen erfreuen. Ein gelungener Comic über ein Thema, das ich zuerst für ein wenig heikel hielt.
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