Ich war angetrunken, aber noch gut fahrfähig. Mit flottem Tempo steuerte ich mein Rad von der »Alten Hackerei« aus in Richtung Heimat. Beim Durlacher Tor wollte ich die Kreuzung überqueren, um danach durch das Gelände der Universität zu fahren. Wie so oft in den vergangenen zehn Jahren ...
Auf der Straße, die von rechts kam, stand ein Polizeifahrzeug an der Ampel; die zwei Beamten darin nahm ich nur als Schatten wahr. Vor mir leuchtete die Ampel rot. Normalerweise wäre ich weitergefahren, weil kein Verkehr herrschte, aber ich hielt an und wartete.
Neben mir hielt auf einmal ein anderer Radfahrer: ein Mann mit Helm und Vollbart, ich schätzte ihn auf Ende zwanzig. Er machte nicht den Eindruck, als ob er unter normalen Umständen an dieser Stelle gehalten hätte.
»Eigentlich könnten wir auch bei Rot rüberfahren«, sagte ich zu ihm. »Die Cops kriegen uns doch nicht, wenn wir in die Uni reinfahren.«
Er lachte. »Genau das habe ich eben auch gedacht.« Wir schauten uns an, dann lachten wir beide.
Die Ampel schaltete auf Grün, wir konnten regulär losfahren. Hinter mir hörte ich, wie die Polizisten ebenfalls ihren Wagen starteten. Ich überquerte die Straße, fuhr in das Universitätsgelände. Immer noch war ich angetrunken und trotzdem gut fahrfähig. Aber nun musste ich die ganze Zeit wie blöd vor mich hin grinsen.
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