Ich war in meinem Leben zweimal in Südafrika: Das erste Mal war es in den letzten Tagen der Apartheid, in dem Jahr vor den Wahlen, das zweite Mal war in den Nuller-Jahren – beides Mal war ich fasziniert und begeistert, und ich reiste beides Mal mit Wehmut wieder ab. Wie konfliktreich das Leben in diesem Land war, merkte ich aber selbst: 1993 hörte ich in meinem Quartier in Hillbrow – heute eine »No Go Area« – immer wieder Schüsse in der Nacht, 2003 wurde ich überfallen.
Wie normal Gewalt in diesem Land ist, beschreibt der Thriller »Todeskälte« der Autorin Jassy Mackenzie. Sie stammt ursprünglich aus Zimbabwe, wohnt aber seit vielen Jahren in Südafrika und kennt sich im Land bestens aus. Ihr Roman ist der erste einer Reihe von Krimis, die Jade de Jong als »Heldin« haben.
Im Original heißt der Roman übrigens »Random Violence«, was soviel wie »Zufällige Gewalt« heißt und in Südafrika so etwas wie ein Straftatbestand ist. Mit »Todeskälte« hat der deutsche Verlag keine schlechte Entsprechung gefunden; immerhin spielt der Krimi im südafrikanischen Winter. Und der ist in Johannesburg richtig kalt.
Nach zehn Jahren kehrt Jade de Jong in ihre Heimat zurück. Sie trifft sich mit dem Polizisten David Patel und hilft diesem bei seiner Arbeit; gleichzeitig verfolgt sie jedoch einen eigenen Racheplan: Sie möchte einen weißen Rassisten töten, von dem sie glaubt, dass er ihren Vater umbringen lassen hatte. Und während Jade an ihrem eigenen Plan arbeitet, kommt sie hinter eine Reihe von fiesen Morden, die mit Immobilien und viel Geld zusammenhängen ...
Die Autorin weiß, wovon sie schreibt. In klaren Sätzen liefert sie Beschreibungen der »Gated Communities«, in die sich die Wohlhabenden zurückziehen, oder Szenen in vergammelten Polizeiwachen. Ihre Heldin wird emotional gebeutelt zwischen ihrem Hass auf den mutmaßlichen Mörder ihres Vaters und der beginnenden Liebe zu dem Polizisten – das schildert die Autorin glaubhaft und nachvollziehbar.
»Todeskälte« ist ein spannender Krimi, eine wechselvolle Detektivgeschichte vor einem ohnehin schon faszinierenden Hintergrund. Auf die Darstellung ausufernder Brutalität verzichtet die Autorin, trotzdem zeigt sie genügend Angst und Schrecken. Nach der Lektüre dieses Romans würde ich gerne weitere Geschichten über Jade de Jong lesen.
Ob das gelingt, ist derzeit zweifelhaft. Seit der Roman als Hardcover im Diana-Verlag erschienen ist, kam keine Fortsetzung in den Handel. Das Buch selbst ist als Hardcover antiquarisch zu haben; ebenso gibt es eine Hörbuch-Version. Der Verlag selbst bietet nur ein sündhaft teures E-Book offiziell an. Wer sich für das Buch interessiert, sollte sich die Leseprobe auf der Verlags-Homepage anschauen.
1 Kommentar:
Sie schreibt ja auf Englisch. Schau dir mal dort eine Leseprobe an; vielleicht kommst du ja damit klar. Einen zweiten Roman um die Heldin gibt es immerhin schon.
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