Eigentlich sollte man glauben, dass bei einer Pide so viel nicht falsch gemacht werden kann. Weil das so ist, habe ich mir bereits vor über zwei Jahrzehnten angewöhnt, gerne Pide zu essen: Da gibt es ein ordentliches Angebot, und die »türkische Pizza« schmeckt vor allem in der vegetarischen Form eigentlich immer lecker. Aber in diesem Sommer machte ich einmal wirklich die Rechnung ohne den sprichwörtlichen Wirt.
Ich war an einem belebten Platz in Karlsruhe, und ich hatte bei knalliger Hitze schon das eine oder andere Bier getrunken. Man könnte sagen, dass ich Schlagseite hatte und meine Geschmacksnerven schon nicht mehr auf der anspruchsvollen Bahn unterwegs waren. Was mir aber der freundlich-schnauzbärtige Dönerbuden-Mann in die Finger drückte, war hart an der Grenze.
Der Teig der Pide war okay, aber er hatte irgendeinen Käse draufgeklatscht und vergehen lassen, der wie eine zerbackenes Stück »Scheibli«-Käse aus den 70er-Jahren aussah. Der Käse war dick und breit, und er warf Blasen; er schmeckte nicht besonders gut und hatte die Konsistenz von Gummi. Wenn ich meine Pide-Stückchen zum Mund führte, musste ich aufpassen, dass mir nicht zweimal die Hälfte auf den Boden oder die Hose tropfte.
Ich war tapfer und aß alles. »Der Hunger treibt's rein«, sagt man im Schwäbischen, und die Dönerbude war die einzige Lokalität in Gehnähe, bei der es um diese Zeit noch etwas warmes zu essen gab. Und da ich sowieso vorhatte, meinen reichlich vorhandenen Durst mit reichlich Durst hinunterzuspülen, wuchs meine Tapferkeit mit jedem Bissen.
Aber ich nahm mir fest vor: Falls ich jemals wieder zu einer Expedition in dieses Viertel der Stadt aufbreche, werde ich vorher kräftig essen. Oder mir für Notfälle ein sauber geschmiertes Käsebrot einpacken ...
1 Kommentar:
Durst mit Durst runterspülen? Nicht schlecht. Muss man erst mal können!
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