An manchen Tagen sehe ich nicht sonderlich gesellschaftsfähig aus: eingerissene Converse-Schuhe, verwasche Jeans, ein ausgebleichtes T-Shirt mit dem Logo irgendeiner Band, unrasiert und sichtlich müde. So war ich auch an diesem Vormittag in einem Ladengeschäft unterwegs; ich kaufte einige »Gegenstände des täglichen Lebens«, nichts besonderes, vor allem nichts, das auch nur andeutungsweise nach Luxus oder »teuer« aussah.
Als ich bezahlte, benutzte ich nur Bargeld. Ich hatte viele Münzen in der Geldbörse und zahlte auf den Cent genau; das mache ich gern, weil ich einen mit Münzen vollgestopften Geldbeutel in der Hosentasche nicht mag.
Die Verkäuferin zählte nach, bedankte sich und sagte dann freundlich: »Eine Payback-Karte haben Sie ja sicher nicht.«
Ich stimmte ihr mit einem Kopfnicken zu, sammelte meine Waren ein, bedankte mich höflich und ging. Erst als ich vor dem Laden stand, fiel mir ein, was die junge Frau zu mir gesagt hatte: Sie war davon ausgegangen, dass ich keine Payback-Karte benutzte. Normalerweise wurde die Frage positiv formuliert: ob man denn eine Payback-Karte habe, um irgendwelche Punkte zu sammeln.
Warum das denn? Hielt sie mich wegen meiner Klamotten für zu arm, für zu gleichgültig oder für zu politisch-verschwörungstheoretisch? Wie konnte sie aufgrund meines Auftritts darauf schließen, dass ich keine Payback-Karte besitze? (Des Rätsels Lösung: Ich weiß, dass ich die Karte ruckzuck verschlampern würde. Deshalb habe ich keine.)
Seltsam ist die Welt, dachte ich. Kurz überlegte ich mir, zurückzugehen und die Verkäuferin zu fragen. Aber selbstverständlich ließ ich es. Ich wollte weder sie noch mich in Verlegenheit bringen, und Zeit hatte ich ohnehin keine – der Schreibtisch und einige aktuelle Manuskripte warteten auf mich ...
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