15 Oktober 2009

Wider die Piraterie

Ein wenig hilflos muten die Versuche an, auf der Buchmesse gegen die Internet-Piraterie zu argumentieren. Auf dem Freigelände stehen Displays im Design der 70er Jahre, über die in großer Flimmerschrift Aussagen von Schriftstellern wie Amelie Fried laufen.

Die Aussagen haben alle einen Tenor: Wer unsere Bücher digital klaut, trägt dazu bei, daß wir pleite gehen. Diese Aussagen sind berechtigt, kein Zweifel, und der Kampf gegen die Internet-Piraterie ist nachvollziehbar.

Ich fürchte aber, daß diejenigen, die Bücher »tauschen«, sprich zum Diebstahl anbieten und klauen, entweder nicht zur Buchmesse kommen und deshalb die Kampagne nicht mitkriegen oder sie gleich antiquiert, altbacken und lächerlich finden. Aber das ganze ist wahrscheinlich eh eine Kunst-Kampagne und von daher anders zu beurteilen.

Die Leute auf der Buchmesse wollen offensichtlich noch Bücher in die Hand nehmen. Man redet über e-Books, es gibt haufenweise Vorträge und Konferenzen dazu, und bei uns ist es auch ein Thema - aber was die Leute vor Ort angucken und anfassen, sind nach wie vor »echte« Bücher.

4 Kommentare:

Quintil hat gesagt…

Moins, ich denke das Thema, wie Geschriebenes in Zukunft vermarktet, ausgetauscht und verwendet werden kann, wird uns alle noch eine Weile beschäftigen. Es wird aber sicherlich keinen Schritt zurück in die Zeit vor dem Internet geben, in dieser Hinsicht werden die Hilfeschreie ziemlich ungehört verhallen, auch wenn sie viel Kopfnicken ernten. Zielführend wird es sein zu gucken, wie Autoren gerade mit Hilfe des Internets zu neuen Einnahmequellen kommen. Die perfekte Lösung hat wohl noch keiner, aber ich denke, da der mensch ja sehr erfinderisch ist...

Diana Kennedy hat gesagt…

Sehe ich ähnlich wie Quintil. das Internet hat den Autoren auch jede Menge neue Möglichkeiten eröffnet. Klar, das Geklaue ist nicht schön und vorallem die dadurch entstandene Abgreif-Mentalität, die sozusagen definitiv hat vergessen lassen, dass auch Autoren noch irgendwie leben müssen, nervt. Trotzdem bietet die neue Zeit IMHO mehr Chancen als Risiken.

Oliver D. hat gesagt…

Im Zusammenhang mit dieser Debatte fordere ich ein Umdenken. Es soll in beinahe jeder größeren Stadt Bücherlager geben, wo man sich Bücher kostenlos ausleihen kann, ohne einen einzigen Cent an den Verlag abzudrücken. Es ist nicht auszudenken, welches Geschäft den Verlagen und Autoren entgeht. Nur durch ein sofortiges Verbot der sog. "Bibliotheken" (allein der Name ein einziger Hohn) kann die Kaufflaute gesenkt und der Buchmarkt nachhaltig gestützt werden.

Dorothea Bergermann hat gesagt…

Diese "Installation" machte auf mich als Messebesucher einfach nur den Eindruck einer lieblosen Schnellaktion.
Zitate in unleserlicher Größe in unleserlichen Zeitabständen über eine LCD-Wand minimaler Größe laufen zu lassen, spricht mich einfach nicht an.
Ja, ich bin gegen Piraterie - wobei das Wort auf ungenehmigtes Bücherkopieren etwas falsch angewandt scheint -, aber als Mitglied der jüngeren Generation und Möchtegern-Künstler/Kunsthandwerker wünsche ich mir dann doch etwas mehr Liebe und Gehirnschmalz im Hintergrund solcher Aktionen.
Wo ist die handkalligraphierte Plakatwand mit den einschlägigen Zitaten? Es wäre eine Verbeugung vor dem Gastland China gewesen, optisch ansprechend und wertvoll in der Darbietung.
So entlockten mir die Eckenbüßer nur ein genervtes "och nö", als ich sie gesehen habe. Und das lag sicher nicht daran, dass sich gleichnamige Magnetpole abstoßen. Abstoßend war die lieblose Darstellung des Anliegens.

Und zu den eBüchern: Ich habe eins der ersten Stunde. Und rund 2000 Bände SF&F im Taschenbuchregal und 1000 Bände Fachbücher aller Couleur. Mein eBuch ist unschlagbar auf Reisen, und meine Bildbände unschlagbar abends auf der Couch.

--Thea