In den 80er Jahren abonnierte ich eine Stuttgarter Stadtzeitschrift, weil ich wissen wollte, was in der Landeshauptstadt so los war; von Freudenstadt und Dietersweiler aus bekam man das damals in den Zeiten vor dem Internet nicht so einfach mit. Recht schnell gab es eine Lieblingsrubrik für mich: den immer eine Seite langen Comic »Rudi«, den ein Tübinger Zeichner namens Peter Puck anfertigte.
Gern hatte er Bezüge zu der Tübinger Punk-Kapelle K.G.B. drin, gern ließ er szene-typische Figuren auftauchen und veräppelte sie liebevoll. Das gefiel mir, und es gab immer was zu lachen. »Rudi« war definitiv mein Szene-Comic der 80er Jahre.
Der Stuttgarter Comic-Laden Heinzelmännchen brachte die frühen Comic-Seiten in Sammelbänden heraus; irgendwann vor gut zwanzig Jahren und in schwarzweiß. Und jetzt hat der Ehapa-Verlag die gesammelten »Rudi«-Abenteuer neu und komplett publiziert, allesamt frisch koloriert und mit Anmerkungen versehen. Ich habe sie mir natürlich alle gekauft und finde sie genial - auch beim zweiten, dritten und vierten Lesen.
Puck schafft es mit seinem »Rudi«, allerlei subkulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen darzustellen, das alles unterhaltsam und buchstäblich über Jahrzehnte hinweg. Damit schafft er einen Einblick in bundesrepublikanische Verhältnisse, für die ein Soziologe tausend eng bedruckte Seiten bräuchte. Sehr schön!
An dieser Stelle gestehe ich eine Lüge. In meinem Roman »Vielen Dank Peter Pank« begegnet der Ich-Erzähler dem Comic-Zeichner Peter Puck in der Münzgasse in Tübingen. Es ist ja ein Roman, also kann das behauptet werden. In Wirklichkeit bin ich dem Zeichner in dieser Zeit nie bewusst begegnet, weder auf K.G.B.-Konzeten noch sonst wann. Aber es ist ja ein Roman, da ist die Lüge hoffentlich zu vernachlässigen ...
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