Manchmal gibt es Taten, vor denen ziehe ich stumm den Hut. Ganz aktuell: In Kabul demonstrierten Frauen gegen ein neues Ehegesetz, das im Prinzip ganz offiziell die Vergewaltigung in der Ehe erlaubt. In einem Land, in dem Frauen gern dafür getötet werden, daß sie Menschenrechte für sich fordern, ist das ungeheuer mutig.
Rund 200 Frauen zogen - zwar mit Kopftuch, aber eben nicht ganzkörperverschleiert - mit Transparenten durch die afghanische Hauptstadt. Es gab genug, die gegen sie demonstrierten; glaubt man den Medien, waren es nicht nur gut tausend Männer, die auch mit Steinen warfen, sondern ebenso Frauen, die das neue Gesetz gut fanden.
Und die tapferen Frauen von Kabul wagten es tatsächlich, in einer so kaputten, von Hass geschüttelten Gesellschaft wie in Afghanistan mit offenem Gesicht eine Demonstration gegen die Islamisten zu führen! Sie traten für Gesetze ein, wie sie bei uns selbstverständlich sind, die aber von den Super-Religiösen als gotteslästerlich betrachtet werden.
(Und man fragt sich ganz bescheiden, wozu eigentlich die Bundeswehr und haufenweise anderer europäischer und amerikanischer Truppenteile im Land stationiert sind, wenn die »von uns« unterstützte Regierung dann Gesetze verabschiedet, die hierzulande seit langem undenkbar sind ...)
1 Kommentar:
Und, in der Presseöffentlichkeit nur wenig-, in der Politik gar nicht kommentiert, ist vorige Woche die einzige Politikerin in der südlichen Provinz Kandahar bei einem Anschlag erschossen worden. Sitara Achaqzai hatte viele Jahre in Deutschland gelebt und die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Hier hatte sie nachdenkliche und scharfsinnige Artikel veröffentlicht.
Eine Gesellschaft, die mehr als die Hälfte ihrer Bürger von Bildung, Arbeit und öffentlichem Leben ausschließt, hat meiner Meinung nach keine Zukunft.
Gestern sprach ich mit einem meiner Kollegen über das Attentat. Er denkt, Männer sollten froh sein, dass Frauen nur selten zur Gewalt neigen.
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