Ich habe nicht so viel gelesen von James Graham Ballard, und er steht in meiner persönlichen Liste von Lieblingsautoren nicht unbedingt auf dem ersten Platz; was ich aber von dem britischen Autor kenne, hat mich jedes Mal beeindruckt und begeistert. Am Sonntag, 19. April 2009, ist der Schriftsteller im Alter von 78 Jahren gestorben.
Dabei hat ihm nur eine Mischung aus Glück und eisernem Lebenswillen überhaupt den Tod so lang vom Leib gehalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als englischer Jugendlicher in Shanghai während der japanischen Besetzung interniert; mit buchstäblich letzter Kraft überlebte er ein Hungerlager.
Darüber schrieb er den Roman »Im Reich der Sonne«, der von Steven Spielberg verfilmt wurde. Die Verfilmung kenne ich nicht, aber der Roman ist eine der eindrucksvollsten Beschreibungen menschlichen Leids (und gleichzeitig menschlicher Fantasie), die ich kenne - gleichzeitig ein zutiefst humanistisches Werk.
Darüber hinaus verfasste Ballard anstrengend zu lesende Romane, die man mangels besserer Einordnung zur Science Fiction zählte, und haufenweise Kurzgeschichten, die mich teilweise echt umgeblasen haben, als ich sie zum ersten Mal las: Stilistisch waren die Texte exakt, die Bilder, die der Autor schuf, blieben lange hängen. (Bei Suhrkamp erschienen die Kurzgeschichten in der »Phantastischen Bibliothek«, unlängst druckte Heyne einen Sammelband mit kurzen Texten.)
Mit 78 Jahren ist Ballard jetzt gestorben. Bands wie Joy Division haben sich an seinen Ideen bedient, zahlreiche Autoren und Künstler ließen sich von ihm beeinflussen. Außerhalb des SF-Ghettos und des literarischen Undergrounds nahm man ihn dennoch kaum zur Kenntnis.
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