Morgens mache ich meist das Autoradio an, wenn ich zur Arbeit fahre: Öffentlich-rechtliches Programm, meist auch SWR 1, der Sender für die ältere Generation »im Ländle«. Ich höre die Nachrichten und den Verkehrsfunk, weil die Nachrichten gut gemacht sind, und meist bleibe ich aus Faulheit auf dem Sender hängen. Meist kommen dann Phil Collins oder Tina Turner, mir wird schlecht, ich baue fast einen Unfall - und dann schalte ich auf anständige Musik um, sprich auf den CD-Player.
Heute morgen kam »Jeans On« von David Dundas. Erinnert sich noch jemand daran? Das Ding kam 1976 raus, und ich habe es immer noch derart gut im Ohr, daß ich mich selbst wundere.
Wir hatten damals keinen Fernseher, aus religiösen Gründen und so, aber bei Verwandtschaftsbesuchen hing ich dann doch gern vor der Glotze. Bei einer Tante, die im Dörfchen Hörschweiler wohnte (kurzer Blick auf google-maps: das ist ja noch kleiner als in meiner Erinnerung!), schaute ich gerne auch Pop-Sendungen. Die waren damals noch in Schwarzweiß, und ich nehme an, daß ich Ilja Richter guckte.
Auf jeden Fall kam da ein junger Mann, setzte sich ans Klavier, spielte und sang. Nichts außergewöhnliches. Aber links von ihm war im Bild eine Art Kugel, in der Bilder auftauchten: Sie zeigten eine junge Frau, die eine Jeans entweder an- oder auszog. Egal, sie zeigte auf jeden Fall ganz schön viel Haut.
Ich war hin und weg, die Erwachsenen waren entsetzt angesichts der »Sauerei« im Fernsehen, und ich hatte ein Lieblingslied. Das ist jetzt richtig lange her, und ich weiß noch genau, daß ich damals auch schwerst irritiert war. Aber cool fand ich es trotzdem, obwohl ich das Wort nicht mal kannte ...
4 Kommentare:
Jeans musste ich mir noch erkämpfen. Mein Vater bestand darauf, dass ich täglich mit einem Kleid zur Schule gehe. Also nahm ich mir heimlich die Jeans im Ranzen mit und zog mich auf der Schultoilette um, morgens und nach dem Unterricht. Irgendwann kam mein Vater dahinter und es gab Ärger. Danach und ohne dass ich es wußte fuhr er manchmal an der Schule vorbei und stellte fest, dass alle "leger" angezogen waren, außer mir. Das bewog ihn seine Meinung zu ändern und ab sofort durfte ich in der Schule Jeans tragen.
Viel später erzählte er einmal, dass er als Schüler aus einer amren Familie Sachen trug, die seine Mutter getsrickt hatte. Wegen der Strickhosen wurde er von den anderen gehänselt.
Fast vergessen: die Story mit den Jeans war so um '75/'76 rum. Kurz darauf kam dieses Lied von David Dundas in die Hitlisten und in die Top Ten von SWF3, Sonntags abends um sieben.
Jeans hießen bei uns auf dem Dorf lange Zeit noch "Texashosen"; zumindest anfangs der 70er Jahre. Meine erste Jeans dürfte ich um 1975 erst erhalten haben, da war ich elf Jahre alt - und die Hose sah so richtig scheiße aus ... halt auch ein Geschenk von Verwandten, deren Sohn so langsam rausgewachsen war.
Wenn ich in Stuttgart bin, wundere ich mich immer noch über das heutige SWR 1-Programm. Als ich Kind und Jugendlicher war, war das Programm (damals noch SDR 1) immer der Sender für die ganz alten... Es liefen nur Schlager und Volksmusik, von "Das bisschen Haushalt" über Ruth Mönch und Willi Sailer bis...
Die Anhänger dieser Musik werden heutzutage wohl von SWR 4 versorgt, während das aktuelle SWR 1-Programm wohl die Leute zu bedienen versucht, die ihre Jugend in den 70er und 80er Jahren verbracht haben.
Interessant! Bin aber froh, diesen Sender nicht ständig hören zu müssen...
In Berlin habe ich mich an Deutschlandfunk gewöhnt: und zu den Nicht-Stoß-Zeiten lohnt es sich, Radio 1 vom RBB zu hören. Ohne schrilles Gute-Laune-Gequatsche und teils mit richtig guter Musik.
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