Es war im Sommer 1988, und in Pforzheim fand auf einer Wiese außerhalb der Stadt ein großes Punk-/Hardcore-Festival statt. Eine der Bands waren Bobwire aus Holland, und sie spielte an diesem Abend als letztes. Dummerweise kam die Polizei, einer dieser unnötigen Einsätze wegen angeblicher Ruhestörung; unterstützt von Hundestaffeln, die sofort eine unruhige Atmosphäre herstellten. Bobwire durften noch ein bisschen spielen, und der Sänger bellte ins Mikrofon: »Now we have five minutes to make a lot of noise.«
Diesen Satz werde ich nie vergessen, und den gnadenlosen Pogo, der danach auf der Wiese stattfand, ebensowenig, ein Ausbruch von Hass und Wut. Die Band spielte ihr Stück »Bobwire«, in dem es um Konzentrationslager und die daraus hervorgehende »Industrie« in Deutschland ging, ein zynisches Geboller mit einem keifenden Sänger und einem stoisch prügelnden Schlagzeug – es ist auch das Titelstück der ersten Bobwire-LP, die schlicht »Bobwire« hieß und deren Hülle ein Klappcover ist: das Symbol der nuklearen Vernichtung vorne drauf, ein schreiender Punk hinten drauf.
Jedes Stück ist ein Gewitter, eine brutale Punk-/Hardcore-Mischung, wie sie um 1987 angesagt war, eigentlich zu schnell und zu heftig, um zu pogen, andererseits aber auch zu »punkig«, um einen schönen Slamdance zu zelebrieren. In den Stücken geht es um Rassismus, die katholische Kirche und die Gesellschaft, die einen immer mehr auspresst – das sind Punk-Texte, wie man sie zu der Zeit von deutschen Bands kaum noch hörte, ein einziger Wutausbruch voller Energie. Rein musikalisch und vor allem von den Aufnahmen her würde die Band heute nicht mehr so knallen; ich mochte sie damals, und ich kann mir die Platte auch heute noch gern anhören.
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