15 Januar 2009

Drogen und Punkrock


Das Buch, das ich die letzten Tage mit wechselnder Begeisterung las, ist hierzulande schon 1999 als Hardcover und 2000 als Taschenbuch erschienen; man kriegt's also nur noch über Antiquariate. Aber mir hat »Tagebuch einer Gefühlsidiotin« von Maggie Estep so gut gefallen, daß ich's einfach mal empfehlen muß.

Die Autorin spielte in einer Band, die wohl eine Art Riot-Grrrls-Sound machte, ist mir von daher aber nicht bekannt. Ihr Roman scheint auf jeden Fall streckenweise biografisch sein, wie ich diversen Interviews und Artikeln entnommen habe.

Das ist das Thema: Teenager in New York, Kontakt zu Punkrock in den späten 70er Jahren und dann ruckzuck allerlei Drogen. Vor allem Heroin und Speed, zeitweise ziemlich finster geschildert. Dann eine Odyssee durch diverse amerikanische Bundesstaaten, und am Ende wieder New York.

Der Roman behandelt von der reinen Geschichte her nur einige Stunden; der Rest ist ein Rückblick auf ein chaotisches Leben voller Sex und Drogen und ein bißchen Musik. Wobei das mit dem Sex immer recht nüchtern geschildert wird; es ist also nix pornografisches drin. Aber der drastische Punkrock-Chic der 70er und 80er Jahre ist komplett enthalten, und er ist halt streckenweise überhaupt nicht schick, sondern ziemlich derb.

Das Buch ist im Prinzip also »Popliteratur«, aber keine Sekunde lang wirklich lustig oder »schick«; von der Struktur her hat es keinen Spannungsbogen, sondern erzählt eigentlich eine wilde Abfolge von Geschichten, die zusammen hängen. Ich fand's klasse und hab' mich keine Sekunde gelangweilt.

Wer auf Punk-Literatur im weitesten Sinne steht, wird das Buch mögen. Es geht nicht um die Musik, nur am Rand vielleicht (die Ich-Erzählerin hört ständig Sex Pistols und Clash und so), aber es wird eine derbe Abgefuckt-Stimmung vermittelt, die nichts mit dem vorgetäuschten Revolutionsgesinge vieler angesagter Bands zu tun hat. Respekt!

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