Gerhard Hertel ist tot. Den meisten Lesern dieses Blogs wird das nichts sagen: Der Mann ist mit 82 Jahren gestorben, und er war in Freudenstadt, wo ich aufgewachsen bin, eine Institution.
Hertel hatte das Pech, in einer Scheiß-Zeit aufgewachsen zu sein, und kam mit 17 Jahren zur Wehrmacht, kehrte aus dem Krieg zurück in seine Heimat, um dann mitzubekommen, wie Freudenstadt in den letzten Tagen des April 1945 in Grund und Boden bombardiert wurde (hinterher stand kein Haus mehr, weil die Stadt ausgiebig geplündert wurde, Hunderte von Frauen wurden vergewaltigt). Trotzdem wirkte Hertel stets als Freund Frankreichs und engagierte sich stets gegen Krieg und all dessen Begleiterscheinungen.
Zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, am 8. Mai 1985, hielten er als Vertreter der älteren Generation und ich als »Vertreter der Jugend« jeweils eine Rede bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung im Stadthaus. Hertel sah keine Generationenprobleme und gehörte zu jenen SPD-Stadt und -Kreisräten, die sich für unser Jugendzentrum »Murgtäler Hof« einsetzten.
Ich fand ihn klasse.
Seit mindestens 15 Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen. So ist das, wenn man seine Heimat verläßt. Aber ich werde vielleicht mal wieder nach einem seiner Sachbücher greifen, in denen er über Freudenstadt und Württemberg, den Krieg und die deutsch-französische Geschichte schrieb.
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