Bereits 2017 erschien die Hardcover-Version von »Die erstaunliche Familie Telemachus« in deutscher Übersetzung im Eichborn-Verlag, auch die Version als Taschenbuch liegt seit einigen Jahren vor. Ich habe den Roman erst dieser Tage gelesen und möchte ihn – da man ihn ja überall noch kaufen kann – unbedingt empfehlen. Es ist ein wunderbarer Phantastik-Roman, voller herrlicher Charaktere, die alle zusammen eine Familie bilden und miteinander in den unterschiedlichsten Problemen festsitzen.
Doch erst einmal der Reihe nach: Bei der Familie Telemachus handelt es sich um Menschen, die von Außenstehenden meist als eine Bande von Trickbetrügern angesehen werden. Angeführt von Teddy, dem Patriarchen der Familie, tingelten die Familienmitglieder vor vielen Jahren noch durch Fernsehsendungen oder traten öffentlich auf, um ihre angeblichen Wunderkräfte vorzuführen. Doch dann wurden sie »entlarvt«, es kam heraus, dass die Wunderkräfte allesamt auf Tricks beruhten, und sie mussten sich zurückziehen.
Doch alles ist in Wirklichkeit ganz anderes. Wer zur Familie Telemachus gehört, verfügt sehr wohl über seltsame Fähigkeiten. Teddys Sohn Frankie kann in seltenen Gelegenheiten mit seiner Gedankenkraft allerlei Dinge bewegen. Seine Tochter Irene spürt genau, wann jemand lügt. Teddys Enkel Matty wiederum ist in der Lage, geistig seinen Körper zu verlassen und durch die Gegend zu reisen.
Doch all das bewahrt die Familie Telemachus nicht davor, in viele Schwierigkeiten zu rutschten. Unter anderem hat man Ärger mit dem örtlichen Ableger der Mafia, wozu finanzielle Schwierigkeiten und ein teilweise erhebliches Gefühlsdurcheinander kommen. Wie sollen Großvater Teddy, seine Kinder und Enkelkinder aus diesem Chaos herauskommen?
Daryl Gregory war mir vorher als Science-Fiction-Autor bekannt, seinen Roman »Afterparty« fand ich sehr spannend. Mit diesem rasanten Zukunfts-Thriller hat »Die erstaunliche Familie Telemachus« allerdings nichts zu tun. Höchstens das Erzähltempo: Der Autor erzählt so mitreißend, dass man kaum aufhören mag; die Szenen folgen sehr schnell und sehr spannend aufeinander.
Wer sich mit Genre-Diskussionen gern beschäftigt, kann sich Gedanken darüber machen, ob das nun ein phantastischer Roman oder ein Thriller ist. Der Autor paart seinen Genre-Mix auch noch mit einem augenzwinkernden Humor, der mir sehr gut gefallen hat.
Die Handlung verläuft einerseits linear, springt aber andererseits immer wieder in die Vergangenheit. Dazu kommt ein Familienmitglied, das offensichtlich in die Zukunft schauen kann, damit aber seine Probleme hat – das alles ist großartig erzählt. Anfangs braucht man vielleicht ein wenig, um die unterschiedlichen Blickwinkel sortieren zu können, dann aber entwickelt der Roman einen starken Sucht-Charakter.
Ohne Schmarrn: ein großartiger Roman, ein Meisterwerk – unbedingt zu empfehlen!
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