30 März 2021

Eine große und umfassende Science-Fiction-Geschichte, aber ...

Dass etwas zum »Kult« erklärt wird, das – wenn man es genauer betrachtet – doch ganz schön angestaubt wirkt, ist keine neue Entwicklung. Mir fällt das immer wieder bei Themen auf, die bei ihrer Entstehung als modern und aktuell galten.

Zu den großen Klassikern der Comic-Kunst zählt beispielsweise die Science-Fiction-Serie »Die Schiffbrüchigen der Zeit«. Sie entstand in den 70er-Jahren und gilt bis heute als einer der besten Science-Fiction-Serien überhaupt.

In früheren Zeiten erschien sie hierzulande bei Carlsen, in den vergangenen Jahren wurden die zehn Bände in einer sehr schönen Ausgabe bei Splitter veröffentlicht. Ich habe sie nun endlich komplett gelesen und muss gestehen: Die Bilder sind toll, die Geschichten sind abenteuerlich, über Sinnhaftigkeit darf man aber nicht einmal nachdenken. Das macht's dann echt schwierig.

Die Geschichte beginnt in unserer Zeit: Weil die Welt vor ihrem Untergang steht, werden ein Mann und eine Frau mit einer Raumkapsel ins All geschossen. Tausend Jahre später wird der Mann geborgen, er muss sich dann in einer Zeit durchschlagen, die sich völlig von unserer heutigen Gegenwart unterscheidet. Die Menschheit hat sich ins All ausgebreitet, Mutanten und seltsame Mächte spielen eine wesentliche Rolle.

Recht schnell hat unser Held die Sachlage kapiert und kann sich dann seiner wichtigsten Aufgabe widmen: Er sucht die Frau, die damals seine Begleiterin war. Doch längst gibt es eine andere Frau, die sich unsterblich in ihn verliebt hat. Und so beginnt eine Odyssee durch die unterschiedlichsten Schauplätze einer fernen Zukunft.

Das Problem ist – und hier mutiere ich zum spießigen Fanboy –, dass die Handlung zeitweise absolut haarsträubend ist. Warum sich alle Frauen in den heldenhaften Raumfahrer verlieben, wird nicht klar; sie tun's nun mal und verhalten sich in seiner Nähe zänkisch und blöd. Auch alle möglichen Aliens zanken und balgen sich um den Raumfahrer von der Erde, ordnen sich ihm unter oder richten ihre Aktionen an ihm aus.

Wie das ganze Universum funktioniert, ist völlig gleichgültig. Entfernungen spielen keine Rolle. Ob man mit einem Raumschiff zu den Saturnringen fliegt oder in ein anderes Sonnensystem, interessiert ebensowenig wie Grundlagen der Physik und der Biologie. Dinge passieren halt einfach.

Seien wir ehrlich: Die Geschichten, die Jean Claude Forest erzählt, sind herrlich altmodisch. Wer Lust darauf hat, ein großes Science-Fiction-Abenteuer zu erleben, ist hier nicht schlecht bedient. Die Grafik ist sogar richtig überzeugend, Paul Gillon schuf beeindruckende Welten und Aliens. In den 70er-Jahren begeisterte das bildgewaltige Abenteuer sicher zu Recht.

Heute sitze ich ein wenig verwirrt vor den schönen Comic-Büchern und bin ratlos. Die Geschichte ist so haarsträubend, dass letztlich einfach nur tolle Bilder übrig bleiben. Das ist mir im Jahr 2021 dann doch zu wenig. Und ich lerne daraus: Es genügt einfach nicht mehr, nur ein »Kult« zu sein ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer sich mit den »Schiffbrüchigen der Zeit« beschäftigen möchgte, kann ja die Leseprobe hier auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages angucken:

https://www.splitter-verlag.de/schiffbruechigen-der-zeit-bd-1-der-schlafende-stern.html