An diesem Nachmittag schleppte ich wieder einmal mein Altglas zum Glascontainer. Die Sonne schien, es ging ein leichter Nieselregen über die Stadt nieder, und über dem Schloss stand ein Regenbogen. Zumindest sah es aus, als ob er über dem Schloss stünde. Und ich machte mir Gedanken darüber, dass ich mittlerweile einmal pro Wochen leere Weinflaschen zum Glascontainer schleppe.
Es gibt wohl Studien, die belegen, dass manche Leute während der Pandemie mehr Alkohol konsumieren als sonst. Das kann ich kaum ernsthaft kommentieren. Was mir an mir aber auffällt: Ich konsumiere völlig anders als sonst. Und das ist extrem auffällig.
Ich mag alkoholische Getränke, und ich habe sie zumindest in manchen Phasen meines Lebens in Dosierungen konsumiert, die alles andere als gesund waren. Manches Punk-Konzert und manche Party arteten in ein fürchterliches Besäufnis aus, manche familiäre Veranstaltung ertrug ich früher sowieso nur besoffen.
Was ich feststelle: Seit dem ersten Lockdown im vorigen März ist mein Bierkonsum fast auf Null angelangt. Warum? Weil ich nicht mehr ausgehe. Bier ist ein Getränk, das ich gern in der Kneipe oder bei einem Konzert konsumiere, gern direkt aus der Flasche. Ein »Laufbier« gehört bei manchen Abenden einfach dazu.
Daheim trinke ich kein Bier – ich müsste es allein trinken, und das ist doof. Also trinke ich Wein: Mann und Frau sitzen beim Abendessen und genehmigen sich ein Glas Riesling oder Grauburgunder, vielleicht auch mal einen schweren Rioja oder einen fruchtigen St. Laurent – je nach Essen, je nach Laune.
Ich würde nicht sagen, dass ich mehr Alkohol zu mir nehme als vor einem Jahr. Aber die Verlagerung ist absolut eindeutig. Und auffällig: Gebe ich im Getränkemarkt mein Leergut ab, sind es Kisten mit leeren Mineralwasserflaschen …
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