27 April 2020

Ein Autor, dem ich mit Respekt begegnete

(Zur Dokumentation nachgereicht ... der Text wurde in dem Buch veröffentlicht, dass zum Jubiläjum erschienen ist.)

Thomas R. P. Mielke zählte zu jenen Science-Fiction-Autoren, auf deren Romane ich anfangs der 80er-Jahre aufmerksam wurde. Ich hatte – wie zu jener Zeit üblich – meinen Einstieg in die Science Fiction mit der PERRY RHODAN-Serie begonnen, hatte nach einiger Zeit auch andere Heftromane gelesen und fand streckenweise »Die Terranauten« spannender und ansprechender.

In den einschlägigen Fan-Zeitschriften stand, dass ein gewisser Thomas R. P. Mielke zusammen mit einem anderen Autor die Konzeption für diese Serie entwickelt hatte. Und weil »Die Terranauten« mit einem ganz anderen Konzept erzählt wurden als beispielsweise die PERRY RHODAN-Serie – die Serie galt zeitweise sogar als sogenannte Öko-SF –, wollte ich wissen, was dieser Autor darüber hinaus veröffentlicht hatte.

Erfreulicherweise wurden zu dieser Zeit einige Science-Fiction-Taschenbücher von ihm bei Heyne veröffentlicht. Wenn ich bedenke, dass ich diese Romane teilweise noch sehr gut im Gedächtnis habe, obwohl ich sie seitdem nicht mehr gelesen habe, belegt das in gewisser Weise, wie eindrucksvoll sie für mich waren.

»Grand Orientale 3301« spielt in einer vergleichsweisen nahen Zukunft, nachdem ein Atomkraftwerk außer Kontrolle geraten ist. Es geht um Stromleitungen, die die halbe Welt umspannen; letztlich behandelt also dieser Roman, der im Jahr 1980 veröffentlicht wurde, das Thema der Energiekrise.

Auch »Der Pflanzen Heiland« empfand ich als beeindruckend, so sehr, dass ich darüber einen Aufsatz in der Schule verfasste – dieser ist leider verschollen. Auch dieser Roman spielt in der Zeit nach einer Umweltkatastrophe; ich erinnere mich an Szenen in Sibirien, das der Autor sehr plastisch schilderte.

Am stärksten fand ich stets »Das Sakriversum«; der Untertitel »Roman einer Kathedrale« trifft absolut zu. Unter dem Dach einer Kathedrale hat sich eine Zivilisation ausgebildet, die der Autor phantastisch und abwechslungsreich schilderte.

Es brauchte nach der Lektüre dieser Romane einige Zeit, bis ich den Autor persönlich kennenlernte. Grund dafür war das »Karl der Große, der Roman seines Lebens«, ein dicker historischer Roman, der anfangs der 90er-Jahre bei Schneekluth veröffentlicht wurde. Er trug dazu bei, mein Bild von Karl dem Großen zu erweitern; der Roman war »breit« erzählt, mit einer Schreibe, die man damals als »süffig« bezeichnete. Ich war ziemlich beeindruckt.

Weil ich darüber in meinem Fanzine SAGITTARIUS etwas schreiben wollte, fragte ich bei dem Autor an, ob ich ein Interview machen könnte. Ich konnte, der Autor antwortete rasch.

Wir verabredeten uns zu einem Termin, als ich wieder einmal in Berlin war. Wir trafen uns in einer Kneipe unweit des Kurfürstendamms, in der Mielke, wie er mir erzählte, als Stammgast immer an aktuellen Romanen schreibe. Er zeigte mir den Platz an der Theke, wo er stand und schrieb; die Agentur, in der er tätig war, lag ganz um die Ecke. Ich hatte großen Respekt vor dem Autor und Werbefachmann, der viele Dinge zu erzählen wusste und auf mich sehr selbstbewusst und zugleich korrekt wirkte, ein Mensch mit klaren Überzeugungen und Standpunkten.

Wir führten ein schönes Interview, in dem es um die Science Fiction und den historischen Roman ging, um Karl den Großen und eine gewisse Heftromanserie, und wir schieden in bestem Einvernehmen. Mein Artikel wurde veröffentlicht, und seither kannten wir uns.

Wir trafen uns immer wieder: in Wolfenbüttel an der Bundesakademie oder auf der Buchmesse. Seltsamerweise kam ich nicht dazu, weitere Romane von Thomas R. P. Mielke zu lesen; zwei oder drei davon liegen in einem der vielen Stapel ungelesener Bücher in meiner Wohnung und warten darauf.

Ich habe nach wie vor großen Respekt vor dem Autor und seinem Lebenswerk, von der Art und Weise, wie er sich jahrzehntelang im Literaturbetrieb positioniert hat, eigenwillig und eigensinnig, auf einem erheblichen literarischen Niveau. Zu seinem Jubiläum am 12. März 2020, das ich kaum glauben kann – so alt wirkt er ja nicht! –, gratuliere ich mit ebensolchem Respekt. Ich wünsche weiterhin erfolgreiche Schaffenskraft!

2 Kommentare:

Christina hat gesagt…

»Jubiläjum« – Das ist mal ein schöner Vertipper. Ich wäre glatt dafür, dass als offizielle Schreibweise der Duden-Redaktion vorzuschlagen.

Enpunkt hat gesagt…

Jaja, da brach einfach der Dialekt mit mir durch ...