28 April 2020

Beinharter Krimi mit knalligen Szenen

Frank Kitchen hat als Auftragskiller keine Probleme damit, Menschen zu töten. Doch dann geht bei einem Auftrag etwas schief, er wird niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kommt, muss er feststellen, dass er offensichtlich über Monate hinweg operiert und neu gestaltet worden ist. Aus dem Mann wurde eine Frau …

Mit diesem durchaus bizarren Einstieg geht der Comic »Tomboy« los, den ich dieser Tage endlich las. Er basiert auf einem Drehbuch des Regisseurs und Produzenten Walter Hill, das von einem Autor und einem Zeichner in einen sehr spannenden Comic verwandelt wurde. (Auf Basis des Drehbuches wurde der Film »The Assignment« gedreht, den ich nicht kenne.)

Zumindest fand ich den Comic spannend: Ich konnte die rasant erzählte Rache- und Action-Geschichte kaum aus der Hand zu legen. Sie ist schnell erzählt, sie hat genügend knallige Elemente, und sie endet einigermaßen offen.

Dabei hat sie durchaus ihre Schwächen. Schon die Optik weiß mich nicht zu überzeugen. Die Gesichter der einzelnen Figuren sind verzerrt, viele Figuren wirken wie Schattenrisse. Ich vermute, dass der Zeichner – Jef – hier mit Absicht versucht hat, eine künstlerische Distanz in die Optik zu bringen. Ich mag Krimi-Comics vor allem dann, wenn sie möglichst realistisch wirken – das war bei »Tomboy« nicht der Fall.

Aber auch die Handlung überzeugte mich nicht komplett. Ein Auftragskiller, der auf einmal in eine Frau verwandelt worden ist und während der ganzen Zeit der Operationen und Wiederherstellung offenbar bewusstlos war, ist dann auf einmal und ansatzlos in der Lage, körperliche Leistungen zu erbringen? Sein oder ihr Charakter verändert sich nicht?

Das kommt mir zu schlicht und zu einfach vor. Jegliche Auswirkung auf den Charakter, die so ein verändertes Geschlecht mit sich bringen müsste, wird einfach ausgeblendet. Die Sex-Szenen zwischen zwei Frauen finde ich zudem ein wenig bemüht.

Mir ist nicht klar, wie der Film aussieht und erzählt wird; vielleicht sollte ich ihn mir anschauen. Als Comic konnte mich »Tomboy« Fall nicht gerade überzeugen. Ich bin aber überzeugt, dass viele Leser die rasante Thriller-Sex-und-Gewalt-Mixtur cool finden werden.

Erschienen ist der Comic-Thriller bereits 2016. Es ist ein beeindruckendes, 128 Seiten dickes Buch, das der Splitter-Verlag in gewohnt starker Optik veröffentlicht hat. (Auf der Internet-Seite des Verlages steht eine Leseprobe zur Verfügung.)

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